Twitter Chat “Nachhaltig Lernen” – Was ich gelernt habe

Gestern hat die regionale Corporate Learning Community Rhein Neckar zu einem Twitter Chat im Rahmen der EduCon 2021 aufgerufen. 8 Fragen zum Lernen hatten sie in der einen Stunde nacheinander gestellt. Für die vielen Beteiligten war das eine intensive Lernstunde: Verschiedene Perspektiven regten zum Nachdenken und Überprüfen der eigenen Position zum Thema Lernen an. So ging es auch mir. Meine Erkenntnisse habe ich hier zusammengefasst.

Diese Frage „Was hast Du heute gelernt?“ oder „Was nimmst Du heute mit?“ macht mir schon immer Schwierigkeiten. Ich kann mir darauf immer etwas einfallen lassen, aber das trifft es eigentlich nie. Das zeigt sich oft erst später. Gleich nach dem Twitter Chat gestern hätte ich auch irgendwas zum Gelernten sagen können, aber erst heute Morgen ist mir mein Bild zum Lernen – ausgelöst durch den Twitter Chat – so richtig klar geworden. Diese Erkenntnis könnte auch viel später kommen. Da genügt oft ein kleines Mosaiksteinchen, um dann das gesamte Bild zu erkennen.

Mein Learning:

Diese Frage sollten wir Learning Professionals gar nicht stellen. Lernen passiert auch ohne, dass man es bewusst als Lernen wahrnimmt. Lernerfolge stellen sich automatisch ein, wenn man etwas tut. Deshalb sollten wir besser fragen: „Was hast du heute erfolgreich erledigt?

Für mich geschieht Lernen beim Tun. Um es zu festigen: Mehrmals das Gleiche oder Ähnliches tun.

Mein Learning:

Damit sind viele Lernerfolgs-Kontrollen kontraproduktiv. Eine Prüfung zu bestehen, bedeutet noch lange nicht, das auch in der Echt-Situation umsetzen zu können. Die bestandene Prüfung gaukelt mir das aber vor. Lernen muss zu Kompetenz führen. Und die erfordert das erfolgreiche Handeln in der Echt-Situation.

Der Test für erfolgreiches Lernen ist immer die Erledigung von echten Aufgaben. Auch wenn ich dabei noch mal nachschauen muss! Dann habe ich auch gelernt, wo ich die notwendigen Infos finde.

Klug ist es dann, sich am Ende ein paar Notizen fürs nächste Mal zu machen. Oder gleich ein bewusstes Lessons Learned in Form eines Blogs, Podcasts oder Videos.

Mein Learning:

Es gibt auch echte theoretische Aufgaben, z.B. wenn man in ein Thema einsteigen will. Wer etwas wie die Blockchain verstehen will, der kann sich als Aufgabe stellen, einen Blog, ein Video oder einen Podcast dazu zu veröffentlichen.

Wenn Lernen ein Prozess ist, wie Gehen in unbekanntem Gelände, dann geht man ganz sicher auch Irrwege. Die erhöhen aber Ortskenntnis und Erfahrung. Wenn wir von Fehlern sprechen, dann bewerten wir diese Umwege nur negativ.

Mein Learning:

Wir Learning Professionals sollten nicht urteilen. Wir sollten auch nicht dafür sorgen, dass Lernende keine Fehler machen – ausgenommen bei Gefahr.

Das Einprägen hängt aus meiner Sicht gar nicht vom Lernangebot ab. Das ist die Folge meiner Freude über die Erledigung einer Herausforderung – und ein wenig auch des Nachdenkens darüber (Reflexion).

Mein Learning:

Alles was wir Lernenden an die Hand geben, muss ihnen in dem Moment helfen, wo eine Frage bei ihnen entsteht. Da kommt es auf die gute Gestaltung gar nicht an, wie man an den vielen gar nicht gut gemachten, aber trotzdem hilfreichen Youtube-Videos sieht. Eine Langzeit-Wirkung hat nicht das Trainingsangebot, sondern das erfolgreiche Handeln der Lernenden.

Ich denke, das ist umgekehrt: Erst wenn ich etwas im Alltag umsetze, kann ich sicher sein, es gelernt zu haben. Lernen sollte eigentlich immer der Prozess sein, der zur Umsetzung führt. Ohne diese Umsetzung, die auch eine konkrete theoretische Aufgabe sein kann (siehe Antwort zu F3), war das Lernen noch nicht vollständig.

Mein Learning:

Die Frage an Lernende müsste lauten: Hast Du die Aufgabe xxx erledigen können? Und wenn nicht, was brauchst Du noch?

Das Teilen von Wissen ist auch ein Schritt zum Weiterlernen: Andere reagieren darauf mit Kommentaren und weiteren Tipps. Diese kollektive Auseinandersetzung mit einem Thema hilft allen bei ihrer persönlichen Entwicklung! So beginnt Lernen in Netzwerken.

Und wer öffentlich schreibt, denkt mehr drüber nach, als wenn er nur in sein Notizbuch schreibt. Dieses Mehr an Beschäftigungszeit mit dem Thema ist Lernzeit!

Mein Learning:

Dieses öffentliche Schreiben und das Teilen sollten wir allen Lernenden empfehlen. Das hilft mehr als ein weiteres Seminar.

Wir schauen viel zu viel aufs Lernen, das wir ohnehin nicht sehen können! Wir sollten aufs Erledigen schauen. Etwas schaffen macht Spaß, nicht das Lernen!

Mein Learning:

Wir müssen den Blick viel mehr aufs Tun richten. Erfolgserlebnisse haben Lernende nur durch eigenes Schaffen!

Wenn Lernen ein Prozess ist, dann können wir den mit Prozessen in Unternehmen vergleichen. Da kommt ja auch niemand auf den Gedanken, dass der Prozess Spaß macht.

So, und jetzt einen ganz herzlichen Dank für das Aufspannen dieses einstündigen Rahmens für ein gemeinsames Lernen an das ganze Rhein-Neckar Team! Eure klugen Fragen und die vielen Antworten der CLChatDE Teilgebenden, haben mir sehr wertvolle Impulse beschert, die mich weiterbringen.