Eher zufällig bin ich auf den Workshop der Medienwerkstatt von Studiumdigitale der Uni Frankfurt M am 23.3.2021 zum Konzept der „Domain of One’s Own“ für Studenten gestoßen. Die Idee hat ganz viel Zustimmung bei mir ausgelöst.
Aus meiner Sicht geht es bei DoOO um die Anregung sich als Lernende öffentlich im Internet zu zeigen
- Um das gesammelte Lernmaterial an einer Stelle digital zur Verfügung zu haben
- Um durch öffentliches Schreiben Lernen zu unterstützen
- Um ein Netzwerk auch außerhalb der Schule / Hochschule aufzubauen
- Um Feedback von anderen Experten zu bekommen
- Um dabei stetig eigene Expertise sichtbar aufzubauen
- Um damit ganz nebenbei ein Internet-Citizen zu werden
Der Weg dahin
Die Schule oder Hochschule stellt allen Lernenden einen persönlichen Webspace zur Verfügung. Den muss man nicht verwenden. Den darf man sich mit den Tools ausstatten, die man nutzen möchte. Lernende entscheiden selbst, was sie damit machen, was sie öffentlich stellen, und was sie nur für sich dort ablegen. Die Lernenden „besitzen“ alles selbst, was sie dort ablegen. Am Ende der Ausbildung können sie ihren Webspace mitnehmen und weiterverwenden.
Nach einigen Vorläufern scheint das 2012 unter dem Begriff „Domain of Ones’s Own“ in der University of Mary Washington gestartet zu sein, wie hier beschrieben und in dieser Grafik gezeigt:
In Deutschland ist bisher noch keine Anwendung bekannt
Die HOOU Hamburg Open Online University fördert derzeit ein DoOO Projekt. Projektmitarbeiter sind Christian Friedrich und Katharina Schulz. (Beide haben auch den Workshop an der Uni Frankfurt gehalten). Das Projekt hat eine Webseite: https://domain-of-ones-own.de/.
Meine Gedanken dazu
- Lernen wird durch öffentliches Schreiben viel intensiver. Man denkt dreimal solange nach, ob das was man scheibt, auch wirklich richtig ist. Das ist alles Lernzeit.
- Sich als beitragender Teil der Fachcommunity oder der Gesellschaft zu erleben, stärkt die Selbstwirksamkeit.
- Mit seinen Beiträgen kann jeder das Wachsen der eigenen Expertise selbst erkennen
- Wer sich Themen erarbeitet und die Ergebnisse mit anderen teilt, hat eine zusätzliche Motivation zum Lernen.
- Über die öffentlich gestellten Beiträge wächst das persönliche Netzwerk. Feedback und Diskussion fördert die eigene Entwicklung.
- Mit öffentlichen Beiträgen entsteht Reputation. Die können andere erkennen, die kann man damit aber auch selber glaubhaft darstellen, z.B. bei Bewerbungen. Das ist ein realisiertes E-Portfolio.
- Mit einer eigenen Domain wird man „Grundstücksbesitzer“ im Internet, und damit mitgestaltender Einwohner des „Neulands“.
- Alles was man auf diesem eigenen Grundstück speichert, gehört einem dauerhaft. Viele andere Plattformen verschwinden irgendwann (Google+, MySpace, StudiVZ, …)
- Diese eigene Domain kann man beliebig ausbauen und erweitern. Man kann damit auch umziehen zu einem anderen Provider. Sie begleitet einen beim lebenslangen Lernen.
„Domain of One’s Own“ hat für Lernende so viele Vorteile,
dass man damit eigentlich schon in der Schule beginnen müsste, spätestens aber in jedem Studium. Auch für die Weiterbildung, fürs lebenslange Entwickeln von Person und Fach-Experte scheint mir das eine extrem hilfreiche Idee. Es ist ja nie zu spät, damit anzufangen.
Wenn wir das Lernenden empfehlen wollen, wird man schauen, wie denn unsere eigene Domain aussieht, und ob wir die für unsere Entwicklung nutzen. Auf der eigenen Domain zu veröffentlichen, entspricht zudem ganz unserem Jahresmotto „Wissen teilen“. Und wenn die Beiträge dann auch noch unter der CC BY Lizenz genutzt werden dürfen, wird das sogar beliebig verwendbarer OER-Content.
Ich fände es interessant zu erfahren, wieviele Learning Professionals einen eigenen WebSpace aktiv pflegen. Ich fürchte, es sind ganz wenige. Vielleicht sollten wir uns etwas einfallen lassen, um die Einstiegshürde ganz klein zu machen?