Lernräume gestalten – Jahres-Thema 2020 der Corporate Learning Community

Noch ist es eine Vision, dass Lernen und Arbeiten eines ist. Noch wird Lernen hauptsächlich als Event im Seminarraum verstanden. In fünf Jahren soll das anders sein, hat die Corporate Learning Community am Ende des CL2025 MOOCathon formuliert. Punkt 3 unserer Corporate Learning 2025 Vision lautet: “Lernumgebung 2025: Vernetztes Arbeiten in virtuellen und physischen Räumen“.

Um diesem Ziel näher zu kommen, stellen wir alle überregionalen Aktivitäten der Corporate Learning Community im gesamten Jahr 2020 unter das Motto “Lernräume gestalten”. Das betrifft die Frühjahrs- und Herbst-Camps, wie auch das im Mai startende CL2025 MOOOCamp. “Lernräume” sind so unendlich viel mehr als Kursräume oder Hörsäle. Nicht nur der Arbeitsplatz ist ein Lernraum. Eigentlich jeder Ort, an dem ich mich mit einem Thema beschäftigen kann, im persönlichen oder virtuellen Austausch mit anderen, mit Zugriff auf physische oder virtuelle Wissensquellen. Die Frage für uns Learning Professionals lautet:

  • Wo bestehen oder entstehen “Lernräume”, die wir bisher nicht beachten?
  • Welche Lernräume können wir gestalten – und welche nicht?
  • Was können wir gestalten, wenn es sich nicht mehr um Semiarräume handelt?
  • Auf welche neuen Lern-Dienstleistungen wollen wir uns einstellen?

Nun sind wir nicht die Einzigen, die sich mit solchen Fragen beschäftigen. Das Thema der GWM-Jahrestagung 2014 lautete “Lernräume gestalten – Bildungskontexte vielfältig denken“. Wie es sich für eine wissenschaftliche Tagung gehört, gibt es auch einen Tagungsband mit allen Beiträgen. Einige Beiträge daraus scheinen mir als gute Einstimmung für unser Jahresmotto zu taugen, obwohl die meisten aus der Hochschul-Perspektive entstanden sind. (Die unten angegebenen Seitenangaben beziehen sich auf diesen Band.)

Lernräume sind ohne die Lernenden nicht denkbar.
Und die Beziehung von Lernenden und Lernraum zeigt sich in der empfundenen Atmosphäre
.
Zu diesen Themen hier ein paar Gedanken, angeregt durch die GMW 2014.

Wer sich mit Lernräumen beschäftigt, muss sich zunächst sein eigenes Bild von Lernenden klarmachen. Mit dem Bericht dazu aus einem Projekt der Universität Basel beginnen auch die Keynoterinnen:

Lernwanderer

In ihrer Keynote (ab S. 15) beschreiben Sabina Brandt und Gudrun Bachmann z.B. Studierende anschaulich als Lernwanderer: „Sie sind zum Lernen unterwegs auf dem Campus und auch außerhalb, falls die Ressourcen woanders besser sind oder andere Aktivitäten andere Orte nahelegen. Als Lernwanderer suchen sie sich die für die jeweilige Tätigkeit optimale Umgebung und nutzen auch „Zwischenzeiten“ etwa beim Pendeln oder zwischen Lehrveranstaltungen. Lernwanderer haben alles, was sie für ihren Alltag brauchen, stets mit dabei; nicht nur Lernmaterialien und Lerninfrastruktur, sondern auch das restliche Tagesgepäck wie Jacken und Verpflegung, Sportsachen oder Instrumente, Fahrradhelme oder Regenschirme“. Man kann sich gut vorstellen, dass sie immer auf der Suche nach ruhigen Lernorten mit genügend Platz, Steckdosen und WLAN sind.

Lernwanderer wollen sich heimisch fühlen

„Studierende kommen nicht nur zum Besuch einer Veranstaltung auf den Campus und gehen dann wieder nach Hause. Manchmal werden sie jedoch so behandelt, als ob sie genau dies täten: nicht als Angehörige der Institution, sondern als Besucher. Die Räumlichkeiten sind entsprechend für Besucher optimiert, da implizit erwartet wird, dass die Studierenden im Anschluss an die Lehrveranstaltung den Campus wieder verlassen.“

Auf Befragen antworteten Studenten, sie suchen auch die Nähe ihrer Fachdisziplin. Es ist ihnen nicht egal, wo sie Plätze zum Lernen finden. Identifikation mit dem Fachgebiet ist ihnen ein Bedürfnis.

Damit sprechen sie auch den zugedachten Status von Weiterbildungs-Teilnehmern an: Sind unsere Seminarteilnehmer welche von uns, mit denen wir gemeinsam arbeiten wollen? Oder sind sie durchlaufende Kunden, die wir so gut wie möglich bedienen wollen?

Lernen als Aneignung oder als Partizipation

Eine aus meiner Sicht weitere interessante Sichtweise auf Lernende thematisieren beide Autorinnen, in dem sie Anna Sfard zitieren, die zwei unterschiedliche Metaphern fürs Lernen beschreibt: Man kann Lernen als „Aneignung“ oder als „Partizipation“ verstehen.

Grafik aus Buch „Lernräume gestalten – Bildungskontexte vielfältig denken“ Klaus Rummler 2014

Ich muss das wissen, oder ich will dazugehören, sind zwei sehr unterschiedliche Ziele. Bildungs- und Weiterbildungs-Institutionen sind heute aufs „Aneignen“ ausgerichtet, und praktisch überhaupt nicht fürs „Partizipieren“.

Zwischenräume

„Neben und zwischen Hörsälen, Seminarräumen und studentischen Lernräumen bietet der Campus einen häufig unterschätzten weiteren Raumtypus: In Verpflegungs- und Wartezonen, auf Treppen und Korridoren und auf all den Wegen und Plätzen des Campus, drinnen wie draußen, findet ein wichtiger Teil universitären Lebens statt. (S.23)“
Das alles sind Lernräume. Hier trifft man Lernende und Lehrende. Hier tauscht man sich aus. Hier bekommt man Anregungen und Erklärungen. Zu diesem Raumtypus „Zwischenraum“ zählen die Keynoterinnen „etwa auch Aufenthaltsräume, Sportangebote, Studierendencafés, Online-Diskussionsforen, Blogs und vieles mehr.“

Room und Space

Mit der Kapitelüberschrift führt Werner Sesink verschiedene Sichten auf Räume ein (S 31):
„Die Verbindung zwischen dem metaphorischen Gebrauch des Raumbegriffs und seiner physisch-architektonischen Bedeutung erschließt sich, wenn man auch hinsichtlich des architektonischen Raums zwei Dimensionen des Raumbegriffs bedenkt, für die wir im Deutschen allerdings – anders als im Englischen – keine unterschiedlichen Begriffe haben. Im Englischen wird mit room der gestaltete und umgrenzte Raum bezeichnet: Zimmer, Hallen, generell architektonische Räume; mit space dagegen der leere Raum: der Zwischenraum, der Weltraum, der virtuelle Raum (Cyberspace). Dies sind jedoch nicht zwei Raumarten, sondern zwei Perspektiven auf Raum, die zusammengehören. Auch ein voll möbliertes Zimmer (room) bedarf, um Lebensraum für Menschen sein zu können, des freien Raums (space), der nicht durchgestaltet und belegt ist, sondern dem Bewohner des Raums für seine freie Bewegung zur Verfügung steht. Space gehört zum physischen Raum; und ist doch nicht physisch.“

Bilden und sich Bilden

Die Übersetzung fürs Lernen liefert er gleich danach: “Wenden wir uns zunächst der erst genannten Bedeutung zu: einen Raum – auch einen Zeit-Raum – ausfüllen mit Dingen, Gegenständen, Tätigkeiten. Das pädagogische Äquivalent dazu wäre die transitive Bedeutung des Wortes „bilden“: jemandem etwas beibringen, Lerngegenstände präsentieren; Lernzeit mit pädagogisch angeleiteten Tätigkeiten ausfüllen. Die zweite Bedeutung: Platz machen, sich zurückziehen, also (Zeit-)Raum nicht füllen, sondern frei-geben, und ihr pädagogisches Äquivalent: Menschen Raum geben für ihre Entwicklung aus eigenem Impuls (also für „sich bilden“ in intransitiver Bedeutung) scheinen zunächst in klarem Gegensatz dazu zu stehen und uns vor die Alternative zu stellen, ob wir das Eine (bilden im transitiven Verständnis) tun oder das Andere (sich bilden im intransitiven Verständnis) zulassen wollen.“

Kein Space ohne Room

Für Sesink ist der Freiraum ohne den gestalteten Raum nicht möglich (S.33): „Space ist materiell nicht greifbar; greifbar ist nur, wo er endet, wo der Raum „anstößig“ wird (Sesink, 2006, S. 53f). Und doch ist space keineswegs Metapher, sondern höchst real. Room gibt es nur, wo er space enthält; und space gibt es nur im room.“
Im Hinblick auf Lernen fügt er an:
„Ein Mensch entwickelt sich in Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten der Welt, in der Abarbeitung an ihren Widerständen; Raum für Entwicklung ist nicht denkbar ohne begrenzende, widerständige Elemente, welche Realitätsbezug vermitteln; Bewegung ist immer nur relational zu etwas Unbewegtem erfahrbar. (Vgl. Böhme, 2006, S. 126)“.

Freiraum schaffen und verteidigen

Das Freiraum (space) aber immer erst geschaffen und verteidigt werden muss, erklärt er mit einem Zitat von Bollnow „Raum in diesem ursprünglichen Sinn ist … nicht an sich schon vorhanden, sondern wird erst durch eine menschliche Tätigkeit gewonnen, indem man ihn durch Rodung der Wildnis (die also nicht Raum ist) abgewinnt. (Bollnow, 1963, S. 33)“.
Ein schönes Bild: Auch nach der Rodung muss man ständig gegen den Neubewuchs kämpfen. Freiraum muss auch immer verteidigt werden. Auch zeigt das Bild, dass gestaltete Räume nicht als gegeben hinzunehmen sind. Freiraum lässt sich vergrößern, durch „Rodung“ einschränkender Regeln.

Räume beschränken Freiraum

Wenn auf dem gerodeten Gelände ein Gebäude errichtet wird, dann schränkt das unseren Bewegungsfreiraum wieder ein. Andererseits gibt uns das Gebäude freie Bewegungsräume, die gegen die sonst raumgreifend wuchernde Natur geschützt bleiben. Bewegungsraum (Freiraum) haben wir aber nur so viel, wie die Architektur für uns vorgesehen hat. Ein eng bestuhlter Hörsaal lässt praktisch keinen Bewegungsraum: Ein Gespräch ist höchstens mit den direkten Nachbarn möglich – und zudem unerwünscht. Das können wir auch übertragen auf virtuelle Räume: Welche Freiräume für eigene Handlungsoptionen habe ich dort? Kann ich unterbrechen? Kann ich mich mit anderen austauschen? Kann ich eigene Gedanken / Ergebnisse einbringen? Oder muss ich dem vorgegebenen Plan folgen?

Räume schotten ab

Lernen erfordert die Konzentration auf ein Thema. Eine ruhige Umgebung mindert Ablenkungen. Das gilt erst recht für das Arbeiten in virtuellen Räumen. Nicht jeder kann auf einem belebten Platz so gut „abschalten“, um sich auf dem Handy in ein komplexes Thema einzuarbeiten. Die meisten werden sich dafür einen „ungestörten“ Platz suchen, das muss nicht in einem Gebäude sein. Das gilt erst recht, wenn es um die Online-Interaktion mit anderen geht. Im realen Leben machen wir ja Besprechungen auch in einem separaten Raum, um ungestört zu sein und um andere nicht zu stören.

Räume wirken

Es macht einen Unterschied, ob ein Austausch in einem Schul-Klassenraum, einem Hotel-Konferenzraum oder einem Cafe stattfindet. Auf irgendeine Weise beeinflussen uns Umgebungen und steuern unser Verhalten. Das gilt auch für virtuelle Umgebungen, die zudem immer in Kombination mit dem realen Raum wirken, in dem ich mich gerade befinde. Werner Sesink drückt das so aus (S.37): „Der Aufenthalt in einem Container für Apparate und Körper, der vor allem nach Gesichtspunkten maximalen Fassungsvermögens konzipiert wurde, prägt sich anders ein als der Aufenthalt in einem Raum, der Bewegung ermöglicht und mit seinen ästhetischen Qualitäten die Sinne anspricht.“

Potentieller Raum

Werner Sesink weist hier auf einen interessanten Gedanken von Winnicott hin (S. 39): „Winnicott hatte für diese Art der Realitätsbegegnung im Potenziellen Raum das in sich versunkene Spiel des kleinen Kindes vor Augen. Das Kind agiert mit realen Dingen; aber es „funktioniert sie um“ im Dienste seiner schöpferischen Einbildungskraft. Dazu bedarf es des realen Schutzes vor Umweltstörungen, einer zurückhaltenden Präsenz von Erwachsenen, die seinem Spiel Raum geben, und des Vertrauens in die eigenen Kräfte und in eine Umwelt, die es „sein lässt“. Potenzieller Raum ist Winnicotts Name für den Ort, an dem diese Art von Weltbegegnung möglich ist; er sei der Ort, an dem wir leben“.

An einem Beispiel macht Sesink mehrere Aspekte deutlich: Wenn ein Kind beginnt einen Kochtopf als Trommel zu verwenden, dann hat es die Potentialität des Kochtopfes als Trommel entdeckt. Das wird aber nur passieren, wenn das Kind den potentiellen Trommler in sich ebenfalls entdeckt hat. Realer Gegenstand, eigene Vorstellung und selbstgesteuertes Probehandeln führt hier zur Entwicklung von Kompetenz und zu neuen Ideen.

Und wenn das Kind es wagt, den Topf als Trommel zu verwenden, ist das auch ein Versuch den nötigen Freiraum dafür zu schaffen – was ja nicht immer folgenlos bleiben wird.

Raum-Atmosphäre

Nina Grünberger verweist in ihrem Beitrag auf die Wechselwirkung von Raum und Person hin. Die gespürte Atmosphäre ist nicht allein dem Raum zuzuschreiben und nicht allein der Person. Atmosphäre ist ein „Dazwischen“, und hängt immer von der Wahrnehmung der Person ab, kann also von verschiedenen Menschen unterschiedlich wahrgenommen werden. Nina Grünberger beschreibt das so (S. 62): „Böhme (1995, S. 22f., 2001, S. 31; 54) verortet die Atmosphäre im „Dazwischen“ zwischen Subjekt und Raum. Er formuliert es so, dass die Atmosphäre nichts „Relationales“ zwischen Subjekt und Objekt, sondern die „Relation selbst“ ist. Dabei gibt es zwei Tendenzen: Zum einen kann die Atmosphäre eher vom Raum ausgehen und zum anderen vom wahrnehmenden Subjekt. Insofern gilt es auch für die Gestaltung von Lern- und Bildungsräumen zu berücksichtigen, dass Stimmungen angeleitet werden können. Inwiefern eine Person jedoch tatsächlich diese Stimmung aufnimmt, ist von der Gestaltung des Raumes sowie vom Subjekt selbst abhängig. Nie jedoch liegt das Evozieren der Stimmung nur im Raum begründet.“

Atmosphäre wirkt

Die empfundene Atmosphäre kann lernförderlich oder -hinderlich sein, und hat deshalb für uns große Bedeutung. Wer Lernräume gestalten will, muss die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dort eine gute angenehme Atmosphäre zu erleben. Das ist vermutlich die schwierigste Gestaltungsaufgabe – auch weil wir uns darum bisher kaum bewusst gekümmert haben. Nina Grünberger regt mit folgenden Fragen die atmosphärische Gestaltung von realen und virtuellen Lernräumen an (S 63):

  • Wie ist der Zugang zu einem Lernraum gestaltet?
  • Werden und wie werden Lernende bei Betreten angesprochen? Oder müssen sich Lernende zunächst selbst orientieren?
  • Ist der Lern- oder Bildungsraum übersichtlich gestaltet? Gibt es wiedererkennbare Symbole, die die Orientierung erleichtern?

Für die Gestaltung des Raumes sind aber nicht nur Objekte, sondern auch andere Subjekte in diesem Raum relevant. Hierbei stellen sich Fragen wie:

  • Welche Subjekte befinden sich im Raum und sind deren Rollen für die anderen im Raum ersichtlich?
  • Gibt es eine Gleichwertigkeit oder eine Hierarchie unter den Subjekten (bspw. eine lehrende Person versus eine lernende Person)?
  • Können Personen untereinander in Austausch treten? Gibt es hierbei mögliche Hürden und wie sehen diese aus (insbesondere bei virtuellen Lernumgebungen)?“

Lernräume zum Verweilen und Flanieren

Ihren Beitrag eröffnet Nina Grünberger mit der Einteilung der modernen Gesellschaft in 3 Lebensformtypen nach Baumann (1995): In Flaneure, Touristen und Spieler. Wenn die heutigen Menschen so durchs Leben gehen, müssen wir ihnen zum Lernen entsprechend passende Angebote machen. Für die Flaneure schlägt sie Folgendes vor (S. 64):

„Angepasst an die genannten postmodernen Lebensformen gilt es, Lern- und Bildungsräume als Orte des Verweilens beim Flanieren zu verstehen. Personen kommen und gehen und verweilen unterschiedlich lang. Das Verweilen und das Absolvieren von Lern- und Bildungsprozessen darf auf nachkommende Episoden keinen Einfluss haben. Wird etwa ein Lernprozess abgebrochen, so sollten Lernende eine Chance erhalten, zu einem späteren Zeitpunkt die gleiche Episode erneut zu bearbeiten oder ungehindert in andere Episoden überzugehen. …

Orientieren wir uns bei der Gestaltung von Lern- und Bildungsräumen an der Metapher der Einkaufsstraße, so gilt es eine „Bildungsstraße“ zu bauen, mit Shops, die „Learnings“ unterschiedlicher Art anbieten. Dabei bleibt es möglich, zu einem späteren Zeitpunkt in einen anderen Laden zu gehen.“

Lernräume zum Erfahrung sammeln

So wie Touristen zusätzlich zu ihren bekannten Erfahrungen, immer wieder neue sammeln, sollte das in Lernräumen ebenfalls möglich sein. Touristen suchen auch über Abenteuer neue Erfahrungen. Warum sollten Lernräume nicht auch solche Abenteuer-Räume sein?

Lernräume zum Spielen

Die oben beschriebende Idee des potentiellen Raumes von Winnikott könnte hier Pate stehen. Planspiele und Rollenspiele sind ja schon bekannte Formen. Hier warnt aber Nina Grünberger mit Verweis auf Baumann, dass Spiel immer mit Gewinnabsicht verbunden ist, und kein Mitleid gegenüber Verlierern vorsieht.

PLE – der persönlich eingerichtete Lernraum

Damit hat sich Alexander Unger beschäftigt (ab S.81): “Im Grunde schaffen sich versierte User mit diesen Angeboten in Eigeninitiative eine (Lern-)Umgebung, die selbstgesteuertes und kollaboratives Lernen resp. Produktion ermöglicht.“
Das ist dann die totale Lernerzentriertheit, von der wir so oft reden. Voraussetzung ist aber der Zugang der Lernenden zu Tools und Wissensquellen am Arbeitsplatz. Facebook und Co müssen genauso zugänglich sein, wie Youtube oder Messenger. Aber auch reale Kontakte und Treffen gehören zu den individuellen Lernumgebungen. Lernen bezieht heute seine Informationen immer als Mischung aus Online- und Offline-Quellen. Netzwerke sind in diesem Sinne auch Lernräume.
Wenn die Persönliche Lernumgebung ausschließlich von den Lernenden eingerichtet wird, gibt man die Steuerungshoheit an die Lernenden ab. Für Lernangebote muss man jetzt überzeugend werben.

Lernräume werden zu dem was man daraus macht

Elke Lackner und Michael Kopp beschäftigen sich in ihrem Beitrag mit Lernen und Lehren im virtuellen Raum (S. 181): „Dabei gilt, dass der virtuelle Lernraum, wie auch das Internet allgemein, das ist, „was die Menschen ihm zuschreiben und mit ihm tun. Es ist ein konstruktivistisches Medium, weil es durch Konstruktion der Menschen entsteht. (Kerres, 2012, S. 137)“. Das gilt insbesondere für virtuelle Lernräume. Hier ist ja am wenigsten „eingeräumt“ und damit der Gestaltungsspielraum größer als in möblierten physischen Räumen. Wir müssen das Gestalten durch Lernende nur zulassen.

 

Soweit meine mentale Vorbereitung auf unser Jahresthema 2020 „Lernräume gestalten“. Bin an Ergänzungen, Kommentaren und weiteren Beiträgen sehr interessiert.

Karlheinz