Am zweiten Tag der Sick-Woche wurde an fast allen Fragen gleichzeitig gearbeitet. Ich versuche heute die Beiträge zur Frage „Wie evaluiert man informelles Lernen?“ zusammenzufassen.
Eine wirklich spannende Diskussion hat sich da entwickelt – und die ist noch lange nicht zu Ende wie es aussieht. Es ist ein wenig auch die Fortsetzung der Frage nach dem Tracken von Lernern, die Hermann Ortmeyer in der Miele-Woche aufgebracht hat. Wenn es jetzt explizit um informelles Lernen geht, sagen die meisten, Messen und informell Lernen schließt sich aus. Dennoch gibt es Vorschläge wie man indirekt belegbar auf Lernen schließen könne. Jedenfalls gehen die Meinungen da auseinander.
Hier der Versuch ein Bild aus den vielen Beiträgen an Beispielen zu zeichnen:
- Peter Gottschlich will die Lernenden selber in einem „Flashtalk“ berichten lassen, was sie mitnehmen
- Manfred Hofferer weist darauf hin, dass informell ganz viel gelernt wird, was nicht einmal den Lernenden bewusst ist, und damit „nahezu vollständig evaluationsresistent“ ist.
- Martin Geisenhainer regt das zu folgender Aussage an: „Ich habe bei der Verbindung von informellem Lernen und dessen Evaluation immer das Bild des Naturforschers vor Augen, der durch seine Beobachtung eines Kontextes bereits störend in diesen eingreift.“
- Das führt mich zu der alten Ingenieursweisheit, dass auch in technischen Systemen jede Messung das System verändert, und damit immer falsche Werte gemessen werden. Nur wenn man den Messeinfluss rausrechnen kann, werden es sinnvolle Ergebnisse. Aber wer kann das schon beim Lernen.
- Martin Obst baut eher auf das Vertrauen den Lernenden gegenüber, das das Messen erübrigt.
- Oliver Kohli will Arbeitsergebnisse beobachten und dann bei Verbesserungen Rückschlüsse auf erfolgtes Lernen ziehen.
- Gaby Westebbe bringt eine Textanalyse der Forenbeiträge ins Gespräch, sagt aber auch das sei sehr aufwändig
- Werner Povoden geht klar davon aus, dass „eine Evaluation von informellen Lernprozessen sich nicht realisieren lässt“. Vielleicht könnten Kennzahlen zu Fluktuation, Arbeitszufriedenheit und Krankenstand Rückschlüsse zulassen.
- Thomas Buerger ist auch der Meinung, dass es vielleicht „Indizien, Effekte an denen man eine Wirkung erkennen kann“ gibt. Er führt eine Aussage von Mercedes an, die auf die Frage nach dem Effekt des Engagements in der Formel 1 sagten, dass man das nicht an verkauften Autos messen könne, aber man stellte nach dem ersten Weltmeisterschaftssieg einen erheblichen Anstieg der Bestellungen in der Farbe Silber-Metallic fest. Für solche Seiteneffekte bringt er später noch ein Beispiel aus der Altenpflege und Nintendo-Spielen. Er „will sagen, vielleicht müssen wir unseren Blick von der Stelle wo der Stein ins Wasser fällt, auf die Stelle(n) wo die Wellen ans Ufer kommen richten um die Auswirkungen zu erkennen.“
- Christine Knieriemen empfiehlt Zahlen zu erheben: Zahl der User / Zahl der Zugriffe / Zahl der Posts / und eine Darstellung der Themen und Strömungen um Schwerpunkte festzustellen.
- Evelyn Pfeuffer fragt nach dem Sinn „Wer evaluiert denn? und zu welchem Zweck?“ und empfiehlt eher Lernende aufzufordern nur sich selbst zu fragen, wo sie besser geworden sind.
- Gaby Westebbe schlägt damit den Bogen zur Kompetenzentwicklung, die in persönlichen Lerntagebüchern oder mit der Methode „FootPrints of Emergence“ selbst erfasst werden kann.
- Herbert Schmidt bringt einen interessanten Artikel dazu als Link ein.
(Das Einbringen von weiteren Quellen hat sich heute in mehreren Foren deutlich verstärkt. Das ist auch ganz im Sinne eines cMOOC.)
Die Diskussion geht weiter. Wir sind ja erst am Dienstagabend. Für Mittwoch ist das Video-Interview mit Harald Schirmer vorgesehen. Harald Schirmer ist der Architekt einer großen Community-Bewegung bei Continental. In diesem Video kann man gut seine innere Haltung zum Arbeiten in Communites erkennen.
Mittwoch ist auch die Frage dran „Welche Rolle spielen Hierarchien für Communities?“