Das erste Audio only BarCamp: #AudioBC21

Simon Dückert hatte den Mut, ein BarCamp ohne sichtbare Menschen, ohne physische Räume, ohne Folien – nur verbunden über das Zuhören und Sprechen am 29.4.2021 zu veranstalten. Und es hat funktioniert. Gut sogar! Das AudioBC21 hatte 113 Teilgebende, mit 18 Sessions, jeweils 4 oder 5 parallel. Ich durfte die BarCamp-Moderation übernehmen.

Audio only mit Mumble

Simon hat dafür eine schon lang in der Gamerszene bekannte Audio-Plattform bereitgestellt: Mumble läuft auf allen Geräten, auch mobil über Apps für IOS und Android. Die Cogneon-Variante hat er COMBLE getauft. Mumble lässt sich für hohe Sprachqualität einstellen. Noise Reduction gibt es nicht und Echo-Cancelling sollte auch ausgeschaltet bleiben, damit der Orignal-Sprachklang übertragen wird. Fast wie im Radio kommen die Stimmen jetzt rüber – wenn die Sprechenden mit ihren Mikrofonen ein gutes Sprachsignal produzieren und in ruhiger Umgebung mit wenig Raumhall reden. In jedem Fall braucht man hier Kopfhörer. Wer den Ton aus Lautsprechern hört, erzeugt beim Öffnen des Mikrofons sofort ein Echo wenn andere sprechen.

Audio-Qualität

Auf die Tonqualtät kommt es beim Audio-BarCamp wirklich an. (Bei Video-Konferenzen übrigens auch!) Entpannend und angenehm wirken original klingende Stimmen. Die vermitteln eine unglaubliche Nähe. Schließlich ist man mit den eigenen Ohren quasi ganz dicht am Mund der Sprechenden. Jede Feinheit in der Betonung, das Atmen, die Pausen die Sprechende machen, sind viel präziser wahrzunehmen als in jedem physischen BarCamp-Raum. Kurz gefasst: Man versteht sich viel besser – wenn der Audio-Ton gut rüberkommt. Ein guter Grund, den eigenen guten Ton optimal zu gestalten. Das muss gar nicht teuer sein. Teure Büro-Headsets mit Noise- und Echo-Cancelling sind dafür gar nicht geeignet, und alle Bluetooth-Koppelungen für den Sprechkanal auch nicht. Eine günstige Audio-Ausstattung habe ich hier beschrieben.

Virtuelle Räume von Simon eingerichtet im Marina Bay Sands Hotel

Ein BarCamp braucht Sessionräume

Maximal 5 Sessions sollten gleichzeitig stattfinden. Hier brauchte es dafür 5 virtuelle Räume. Mumble erlaubt das Einrichten von verschiedenen Räumen. Mit einem Doppelklick landet man als Teilgebender im gewünschten Raum. Schon vorher kann man sehen, wer schon dort ist. Die Namen mit der Anzeige des aktiven oder ausgeschalteten Mikrofons werden in Mumble immer mitgeführt. Deshalb sollten sich alle mit ihren richtigen Namen eintragen. Nur der Vorname reicht nicht, wenn mehrere damit unterwegs sind.

Das ist auch ein kleines aber notwendiges Zugeständnis beim Audio only BarCamp: Einen Screen mit den Sessionräumen und den Namen braucht man leider – zumindest beim Wechsel der Räume, auch in die Pausenräume! Zum Zurechtfinden in Comble hat Simon Dückert hier ein Erklärvideo bereitgestellt.

Audio only geht überall

Johannes Starke war den ganzen Tag hörend und sprechend spazieren, was er hier beschrieben hat. Thomas Schmidt hat es draußen auf 14 km gebracht, wie aus diesem Tweet zu entnehmen ist:

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
Video-Link: https://twitter.com/GadgetGedanken/status/1387764715586310157

Audio only: Mehr fokussiert?

Das ist noch nicht so eindeutig. Wie viel sich jeder ablenken läßt, hängt ja nicht nur vom Audio BarCamp ab. Die Umgebung und das eigene Abschalten-Können spielt da eine wesentliche Rolle. Aber wer sich ganz dem Zuhören und dem Selber-Beitragen widmen kann, der bekommt durch die spärliche Umgebung mit sattem Sprachklang eine seltene Gelegenheit ablenkungsfreier Konzentration.

Mir ging es jedenfalls so. Keine Folien, keine sprechenden Gesichter, nur die Vorstellung des Gehörten im Kopf – das führte bei mir zu entspannter Aufmerksamkeit. Ein Telgebender sagte am Ende, dass er es gut fand, die mit den sprechenden Gesichtern einhergehende einschätzende Vorstellung nicht zu haben.

Sessionthemen beim ersten AudioBC21

  • Lass mal hören: Dein Audioton – Tipps für Video- und Audio-Konferenzen (Karlheinz Pape)
  • Wie kann ich bei Audio-Formaten die fehlende Wahrnehmung von Bildinformationen überbrücken und wo liegen die Grenzen. In einem Selbstversuch unternehmen die Sessionteilnehmer eine gemeinsame Erfahrungsreise (Lutz Morich)
  • Ask me anything Session: Podcasts in Unternehmen – Wir teilen Do’s, Don’ts, Anwendungsfälle, Tipps & Tricks. (Rona van der Zander)
  • Flurfunk – Socializing im Home Office (Susann Schulz)
  • Wie kann es gelingen, Mitarbeiter z.B. über Audioformate & Podcasts dafür zu begeistern, auf Social Media und für die eigenen Produkte/Marken aktiv zu werden? (Anne Hoffmann)
  • Ultraschall – wie man aus Versehen Marktführer für Podcast-Produktionssoftware wird (Ralf Stockmann)
  • C-Pods: Fortbildung, Wissenstransfer und Kommunikation am Beispiel der Pandemiebekämpfung – AMA & FuckUp Session (Christian Köbke, Philip Schunke)
  • Sprachnachrichten als professionelles Kommunikationsmedium in der Zusammenarbeit (Jöran Muuß-Merholz)
  • Audio-Aspekte für Online-Trainings und -Workshops (Doris Schuppe)
  • Audio Transkriptionen mit Künstlicher Intelligenz: Diskussion vielfältiger Use Cases für Video-und Audio Produktionen und Wissensmanagement (Ragnar Heil)
  • The Power of Audio – Was ist Sprache? Was sind die Grundlagen von Audio?  Wie funktionieren ANC-Headsets? uvm. (Matthias Lücke, Cornelia Köhler)
  • Exkursion in Twitter Spaces (Jöran)
  • Einfach podcasten! Fragen und Antworten rund ums Podcasting im Allgemeinen. (Fabio Bacigalupo)
  • Einsatz von Podcastpat_innen-Netzwerken in Organisationen – Idee und Diskussion (Simon Dückert)
  • Jenseits des Laberpodcasts – Storytelling und Audiografie in Corporate Podcast (Ingo Stoll)
  • Homeoffice Raumklanggestaltung – Einladung zum Austausch (Benedikt Pape)
  • 15 Jahre Erfahrung Corporate Podcasts (Alexander Wunschel)
  • Tipps & Tricks zur Steigerung von Reichweite des Podcasts (Ute Blindert)

Dokumentation beim AudioBC21

Audio only schließt ja Mitschreiben irgendwie aus. Eine Sesssion-Dokumentation schien damit also schwierig. Andererseits könnte man ja den Audiostream jeder Session mitschneiden. Damit wäre sogar die umfänglichste  Dokumentation geschaffen – und die auch noch vollautomatisch. Simon hatte in jedem Sessionraum einen PC als Teilnehmer eingerichtet, der permanent aufzeichnete. Mumble gestattet das. Die Aufzeichnungen der einzelnen Sessions sind nach und nach hier zu finden.

Passend zum Audio only BarCamp haben einige Teilgebende ihre Session-Zusammenfassung als Sprachnachricht auf Twitter in 140 Sekunden gesprochen. Ein Beispiel dazu hier.

Fazit:

Dieses erste Audio only BarCamp war ein voller Erfolg! Der Erfolg hängt nicht ganz unwesentlich von einem guten Sprachklang ab. Den muss die Plattform transportieren können, und der muss von den Teilgebenden über passende Audio-Ausstattung geliefert werden (nur mit Kopfhörer, Mikrofon ohne Noise-Cancelling, Mikrofon dicht vor dem Mund, kein halliger Raum). Die Sessions hatten den typischen BarCamp-Spirit. Folien und Gesichter fehlten nicht. Mitmachen im Freien ist leicht möglich. Eine wertige Alternative zu Video-Konferenzen!