We care – We learn – We practice – We share

Diese 4 Aussagen kennzeichnen die Software Craftsmanship Bewegung. Softwareentwickler nehmen dort ihre persönliche Entwicklung und die ihrer Branche selbst in die Hand. Das Lernen durch gemeinsames Arbeiten schauen sie sich bei den alten Handwerkszünften ab, und übersetzen es in zeitgemäße Formen.

We care: Eine gut gemachte Arbeit, auf die sie stolz sein können, ist ihnen wichtig.

We learn: Dafür wollen sie ihre Fähigkeiten permanent weiterentwickeln.

We practice: Für professionelles Arbeiten halten sie das Üben für unverzichtbar.

We share: Das Teilen von Wissen mit anderen “Software Craftern” ist ihnen selbstverständlich.

“Software Craftsmanship” ist eine innere Einstellung, die diese 4 Aspekte verinnerlicht hat. Nur wer aus eigenem Antrieb dabei sein will, macht mit. Arbeiten und Lernen ist weitgehend verschmolzen, und wird oft als Team-Aufgabe aufgefaßt.

Von außen gesehen ist Software Craftsmanship ein großes internationales Netzwerk, das ausschließlich ehrenamtlich betrieben wird. Eine Beschreibung der Software Craftsmanship Bewegung findest Du hier.

Meine Eindrücke kurz zusammengefasst:

  • Das Üben ist hier ein zentraler Entwicklungs-Baustein. “Gebt den Leuten Zeit zum Üben, sonst üben sie im echten Projekt” – der Spruch passt in allen Branchen.
  • Software Crafter nehmen ihre Entwicklung selbst in die Hand. Wenn die Firma das unterstützt, dann ist es schön. Wenn nicht, dann sorgen sie außerhalb der Dienstzeit für ihre Entwicklung. Das ist eine Umkehrung der in Deutschland weit verbreiteten Idee der Bringeschuld des Arbeitgebers für die Mitarbeiterentwicklung.
  • Selbstgesteuertes und oft gemeinsames Lernen ist in der Software Craftsmanschip Community üblich. Die Übungs- und Lernevents sind ehrenamtlich organisiert. Jeder entscheidet selbst, wo und wie weit er sich einbringt. Es geht ums persönliche Lernen. Nachweise sind da nicht nötig. Zertifikate und Teilnahme-Bescheinigungen gibt es nicht. Gemeinsames Lernen ist üblich.
  • Diversität wird gelebt. Jeder darf zu den Veranstaltungen kommen – egal welchen Kenntnis-Level man hat. Unterschiedliche Kenntnisse sind sogar erwünscht. Jeder ist mal Lehrender und mal Lernender.
  • Pragmatismus herrscht. Von niemandem wird Perfektion verlangt. Jeder soll im Job das anwenden, was er gut kann. Und nebenbei permanent weiterlernen. Den perfekten Software Crafter gibt es nicht.
  • Software Craftsmanship Community stärkt. Die eigene Entwicklung gestaltet man eher mit der Community, als allein oder mit dem Arbeitgeber.
  • Lern- und Arbeitsformate: “Pair-Programming” (zwei coden an einer Tastatur) ist eines der Beispiele für die Wieder-Verbindung von Arbeiten und Lernen. Wenn zwei ihre Ideen für die gleiche Aufgabe einbringen, ist Lernen gar nicht zu vermeiden. Und in Übungsevents, z.B. Code Retreats, wird gemeinsam “gearbeitet”. Auch deshalb sind die Lern- und Übungsevents der Software Craftsmanschip-Community gute Vorbilder.
    Test Driven Development (TDD): Bevor eine Zeile Code geschrieben wird, schreibt man den Test für diese Funktion. Damit schafft man sich einerseits kleinteilige Ziele, und andererseits Prüfkriterien fürs Erreichen dieser Ziele. So ein Vorgehen ermöglicht schnelle Learnings.

Auch eine Haltung für uns Learning Professionals?

Der Code, den Softwareentwickler erstellen, ist das Ergebnis einer gedanklichen Konstruktion. Workshop-Konzepte, Trainings-Entwicklungen, Gestaltung von Lernumgebungen, Konzeption von BarCamps, MOOCs, usw, sind auch nur gedankliche Konstruktionen. Und die sind „handwerklich“ genauso kreativ zusammen zu bauen. Dabei von den anderen „Corporate Learning Handwerkern“ zu lernen, und sich gemeinsam weiterzuentwickeln, dürfte auch für uns attraktiv sein. Deshalb der Versuch unserer Orientierung an der gleichen vier Aspekten:

We care:

  • Was ist bei uns gute Arbeit?
  • Wann können wir stolz auf unsere Arbeit sein?

We learn:

  • Wie gestalten wir unsere eigene Entwicklung?
  • Woran orientieren wir unsere Entwicklungsziele?
  • Was lernen wir am besten gemeinsam mit anderen?

We practice:

  • Wo und was sollten wir üben?
  • Was können wir besser gemeinsam mit anderen üben?

We share:

  • Wie sorgen wir dafür, dass andere Learning Professionals von unserer Expertise profitieren können?
  • Wo teilen wir unsere Erfahrungen und Erkenntnisse?

Kann das auch unsere Ausrichtung sein?

Darüber würde ich gern mit Euch in die Diskussion kommen. Einerseits bin ich ganz fasziniert von dem vorbildlichen Spirit der vollkommen selbstgesteuerten Software Craftsmanship Community. Und andererseits kann ich mir die Übersetzung auf die Corporate Learngin Community noch nicht so richtig konkret vorstellen.

Vielleicht sind die 4 Aspekte ja ein guter Startpunkt für die Diskussion in der CLC. Ich würde mich freuen, wenn Ihr Eure Gedanken dazu hier unten in den Kommentaren – oder auf https://colearn.social/ oder auf LinkedIn. In jedem Fall lade ich Euch zu einer Session-Diskussion dazu beim #CLC23 Frühjahr ein.

Vielleicht werden wir ja auch zu Corporate Learning Craftern?

Der Ausdruck „craft“ bedeutet im Englischen „fertigen“, als Hauptwort steht es für „Handwerk“. Gamer benutzen das Wort „craften“, wenn sie etwas herstellen oder verarbeiten. Wir Learning Professionals stellen Lernumgebungen her, wir verarbeiten Inhalte zu Lern-Content. Unpassend scheint mir das „Craften“ für unsere Arbeit nicht zu sein.