Online-Kommunikation: Andere sollen mich richtig gut hören

Noch immer gibt es eine ganze Reihe von Sprechern in Videokonferenzen, bei denen das Zuhören unangenehm ist. Die mit schlechten Audioton merken das selbst ja nicht. Dabei ist es gar nicht so schwer, für einen guten Sendeton zu sorgen. Die Videokonferez-Systeme verbessern ihre Audio-Eigenschaften auch stetig. Hier ein paar Tipps für sehr günstige Optimierungen der eigenen Audio-Sendetechnik.

Eine wirklich gute Sendequalität bekommt man immer nur mit einem Mikrofonabstand von 5 bis 10 cm vom Mund. Die werden immer eingehalten bei Verwendung eines Headsets. Über ein günstiges Headset mit gutem Mikrofon habe ich u.a.  in diesem Blogpost geschrieben. Ich selbst benutze immer ein externes Audio-Interface, das mir den eigenen Stimmklang auf die Kopfhörer mischt. Damit höre ich, wenn das Mikrofon ungünstig positioniert ist, weil es z.B. im Mund- oder Nasen-Blasstrom liegt, oder weil es an der Kleidung kratzt.

Die allermeisten Online-Teilnehmer verzichten aber auf diese Qualitätskontrolle des eigenen Audio-Signals. Sie nutzen einfach das ihnen zur Verfügung stehende Equipment, den PC, das Tablet oder das Handy.

Die eigene Sprache aufnehmen

Um zu erleben wie andere mich hören, genügt ja eine Aufnahme mit einem guten Aufnahmeprogramm, wie z.B. mit dem kostenlosen Audacity. So läßt sich die Wirkung von Stimme, Abstand, Mikrofon und Raum gut erleben. Das sollte jeder mindestens einmal im Jahr für sich probieren. Die Unterschiede verschiedener Kombinationen sind groß! Und die Wirkung des Raumes läßt sich damit auch gut spüren. Raumhall wird z.B. deutlich größer mit steigendem Abstand zum Mikrofon.

Externe Mini-Soundkarten helfen oft schon

Mikrofone erzeugen analoge Signale. Die müssen in einer Soundkarte in digitale Signale umgesetzt werden. Jeder PC hat heute eine eingebaute Soundkarte. Die Qualität dieser eigebauten Soundkarten ist sehr unterschiedlich. Für einen Telefonklang reicht es immer, aber so will man bei langen Online-Konferenzen nicht mehr hören. Für wenige Euro läßt sich das mit einer externen Mini-Soundkarte schon optimieren. Dafür hier einige Hörbeispiele:

Mein Büro-PC ist noch immer ein Lenovo T460s, der mit edler Ausstattung warb. Nur die Soundkarte wird bei all den PC-Daten oft gar nicht erwähnt. Und so hört sich die Aufnahme über die eingebaute Soundkarte mit dem guten Mikrofon V-Moda BoomPro an:

Ton T460

Man kann die Sprache verstehen, und im Hintergrund ist ein leichtes knisterndes Rauschen zu vernehmen.


Im Vergleich dazu, macht diese Miniatur-Soundkarte UGREEN für etwa 13 € am gleichen PC schon einen großen Unterschied:

Bild: KhPape CC BY

Solche USB-Mini-Soundkarten gibt es viele. Hier der Hörtest einer andere guten: Die JSAUX für etwa 9 € klingt ganz ähnlich:

Bild: KhPape CC BY

Auch die JeoPoom für etwa 6 € kann sich hören lassen. Sie liefert einen nur kleinen Signalpegel, der hoch verstäkt werden muss, was man am leichten Rauschen im Hintergrund hört.

Bild: KhPape CC BY

Die ebenfalls kleine externe Mini-Soundkarte Millso für etwa 10 € hat einen ebenfalls kleinen Signalpegel und bringt relativ viel Rauschen mit. Die Sprache klingt auch sehr nach Telefon. Da gibt es bessere Lösungen.

Bild: KhPape CC BY

Wenn schon ein USB-Anschluss damit blockiert wird, dann könnte man ja auch einen USB-Hub mit der Soundkarte verbinden, dachten sich andere Hersteller. Hier der auch gute Klang der CSL USB Soundkarte mit Lautstärkeregelung für etwa 22 €:

Bild: KhPape CC BY


Eine andere Soundkarte mit USB-Anschlüssen, aber nicht wirklich gut klingend, ist die externe USB Soundkarte Hub Hifi 3D für etwa 15 €:

Bild: KhPape CC BY

Wer den Schritt zu einer professionellen Soundkarte, zu einem externen Audio-Interface machen möchte, braucht auch nur 38 € aufzuwenden, plus zwei Zubehörteilen, die weiter unten beschrieben werden. Mit dem Behringer U-Phoria UM2 läßt sich auch das eigene Tonsignal abhören. Man kann also die Qualität der eigenen Sendung kontrollieren.

Bild: KhPape CC BY

Ebenfalls von Behringer gibt es ein weiteres – aber aus meiner Sicht nicht besseres – Audio-Interface mit den gleichen Eigenschaften, das Behringer U-Phoria UMC22 für 44 €.

Bild: KhPape CC BY

Die beiden letzten Audio-Interfaces sind für professionelle Mikrofone mit XLR-Steckern und 48 V Phantomspeisung ausgelegt. Übliche Headset-Mikrofone – die übrigens auch direkt an Smartphones betrieben werden können – benötigen 5 V und haben meist einen 3,5 mm Klinkenstecker. Die Übersetzung übernimmt dieser Adapter Rode VXLR+ für etwa 24 €.

Bild: KhPape CC BY

Auf dem Bild ist auch ein Adapter für den Kopfhörer zu sehen. Die professionellen Geräte benötigen einen 6,3 mm Stecker. Die meisten Hedsets haben aber nur den 3,5 mm Stecker. Dafür der rechte Adapter.

Fazit:

Es macht Sinn, sein eigenes Audio-Signal in regelmäßigen Abständen aufzunehmen, um die Qualität zu beurteilen.

Mit kleinem Budget lässt sich die Sprachübertragung über Mini-USB-Sondkarten schon deutlich verbessern.

Wenn irgend möglich, sollte man sich das Monitoring des eigenen Sprachsignals gönnen. Ein professionelles Audio-Interface mit Monitor-Funktion kostet auch nur 38 €.


Hinweise zur Entstehung der Tonaufnahmen:

Alle Aufnahmen wurden im gleichen Raum, an gleicher Stelle, mit gleichem Mikrofonabstand, mit gleichem Mikrofon V-Moda Boom Pro aufgenommen. Die Ausgangssignale sind unterschiedlich groß (unterschiedlich laut), wie auf diesem Bild zu sehen:

Um Hörvergleiche zu ermöglichen, wurden alle Audio-Dateien „normalisiert“, auf gleiche Lautstärke gebracht. Diese Laustärkeanpassung erfolgt auch ganz automatisch bei den meisten Meeting-Systemen.