Nachhaltig Lernen in Organisationen
Ein Beitrag von Angela Stotz.
Am 20. Mai trafen wir uns in der regionalen Frankfurter Gruppe in einer zwar kleinen, aber feinen und bundesweit verteilten Runde zu einem Thema, das durchaus auch Fragezeichen bei den Beteiligten hervorrief: Nachhaltiges Lernen in Organisationen. Was genau ist das? Wie funktioniert das? Unser Gastreferent Hajo Noll, Geschäftsführer der Agentur Canudo, brachte dieses Thema mit, um mit uns ein besseres Verständnis von nachhaltigem Lernen im ökonomischen, ökologischen und sozialen Sinne zu entwickeln.
Wir starteten mit einem Impromptu Networking (charmant anmoderiert von unserer Annette) und ein paar einleitenden Worten von Jochen (natürlich genauso charmant formuliert ..).
Der Ausgangspunkt: Bildung für nachhaltige Entwicklung
Hajo gestaltete den Einstieg ins Thema mit einem Überblick über die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung von der UNESCO (englisch: Sustainable Development Goals, SDGs). Diese sollen ja weltweit der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen (s. Wikipedia). Um diese Ziele zu erreichen, braucht es eine Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), die Hajo mit den Merkmalen „guter Bildung“ verband:
– vorausschauendes Denken
– interdisziplinäres Wissen
– autonomes Handeln
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist eine Bildungskampagne, die international und national von einem breiten Spektrum verschiedener Akteure getragen wird. Sie soll das Individuum zu zukunftsfähigem Denken und Handeln befähigen und es allen Menschen ermöglichen, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt zu verstehen und verantwortungsvolle, nachhaltige Entscheidungen zu treffen (s. Wikipedia).
Fazit: Im Kern geht es darum, durch Bildung ein Mindset und Bewusstsein für die Konsequenzen unseres Handelns zu schaffen – und zwar im nachhaltigen Sinne.
Wir haben uns als nächstes angeschaut, woher der Nachhaltigkeitsbegriff eigentlich stammt. Hajo hat uns dazu eine kleine Geschichte mitgebracht: Hans von Carlowitz (Förster, korrekt: Oberhauptmann) prägte 1713 den Begriff der Nachhaltigkeit. Zu der Zeit war Holz ein sehr begehrter Rohstoff. Die Wälder wurden rasend schnell abgeholzt. Es entstand eine Holzknappheit. Hans von Carlowitz erkannte das Problem und forderte, dass nur so viele Bäume abzuholzen seien, wie auch wieder durch planmäßige Aufforstung nachwachsen können.
Was bedeutet jetzt nachhaltiges Lernen im ökonomischen Sinne?
Natürlich geht es hierbei um den wirtschaftlichen Mehrwert. Wer kennt es nicht, dass zuerst immer die Bildungsbudgets gekappt werden, weil der Nutzen und Mehrwert der Bildungsmaßnahmen nur schwer konkret auf die Maßnahmen zurückzuführen ist. Dennoch lohnt es sich, die Zielführung der Maßnahmen immer wieder zu hinterfragen: Welche Fähigkeiten (Skills) wollen die Menschen erweitern und anwenden? Wo können sie dies anwenden? Gehen wir davon aus, dass Menschen lernen , um eine Aufgabe zu erfüllen und Lernen das Vehikel dazu ist, dann gilt es bei nachhaltigem Lernen darum, sie dazu zu befähigen, die nötigen Skills zu erlernen und diese auch anwenden zu können. Also keine unternehmensweiten One-size-fits-all-Maßnahmen.
Was bedeutet nachhaltiges Lernen im ökologischen Sinne?
Hierbei geht es primär natürlich um die Beziehung zwischen Bildungsmaßnahmen und unserer Umwelt. Was früher der CO2-Ausstoß durch die anreisenden Seminarteilnehmer war, ist heute der CO2-Ausstoß durch die Nutzung digitaler Plattformen. Dazu gehört strenggenommen auch das Anschalten des Videos in virtuellen Konferenzen oder das Hochladen von Inhalten auf diverse Soziale Netzwerke. Hinzu kommt noch die Vielfalt an diversen Geräten, um diese Inhalte abzurufen. Hier geht es also darum, die entsprechenden Medienkompetenzen zu entwickeln, in dem wir nicht nur „schlau“ die richtigen Medien für unsere Botschaften einsetzen, sondern auch überlegen, ob und wie bestimmte Inhalte digital verbreitet werden müssen.
Was bedeutet nachhaltiges Lernen im sozialen Sinne?
Der soziale Gedanke verfolgt die Frage, wie zielgruppenorientiert Bildungsmaßnahmen entwickelt werden. Dahinter steckt auch die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Maßnahmen. Oft überfordert die Vielfalt der Angebote die Mitarbeitenden. Hier rückt die individuelle Beratung in den Vordergrund. Ein anderer Aspekt, den wir oft vernachlässigen, betrifft die „Lieferketten“ in der Bildung: Entwickeln wir Standards und Regeln für das eigene Unternehmen oder haben wir auch unsere externen Partner und Anbieter im Blick?
Mit diesen Gedanken aus den Impulsen von Hajo und den Diskussionen haben wir uns dann voneinander verabschiedet. Ich bin überzeugt, es wirkt bei jedem von uns noch nach, und wir werden die Überlegungen zu nachhaltigem Lernen immer mehr in unsere Arbeit einfließen lassen.