Gedanken zu Hybrid-Veranstaltungen
Hybrid-Veranstaltung, das sagt sich so einfach. Gut gemacht ist es aber richtig schwer. Daniel Stoller-Schai, der auch im CLC21 OrgaTeam ist, merkte dazu an, man dürfe “hybrid” nicht von der Präsenzveranstaltung aus denken. Noch gibt es dafür auch noch keine so richtig guten Vorbilder. Es wird also Zeit, sich damit zu beschäftigen.
Informations-Aspekt:
Präsenz-Events wurden eingeführt, um vielen die Gelegenheit zu geben, Beiträge von Experten live zu erleben. Das “Original” selbst zu hören, zu sehen wie er zum Thema steht, und am Ende ggf. noch ein paar Fragen stellen zu können – das war früher nur in Präsenz-Situationen denkbar. Und aus wirtschaftlichen Gründen lädt man auch heute noch möglichst Viele zum Event ein.
Den Informations-Aspekt können wir heute auch anders lösen als in Präsenz-Veranstaltungen. Experten können ihren Beitrag auch als Video oder als Podcast veröffentlichen. Die typischen Teilnehmerfragen könnten dann sogar über soziale Medien zu einer konstruktiven Diskussion führen. Jeder hat jetzt mehr Zeit zum Nachdenken, Antworten sind überlegter, die Anregungen werden vielfältiger.
Netzwerk-Aspekt:
Nach Events sagen ganz viele Event-Teilnehmer “das Beste waren die Pausen”. Das macht den Wert der informellen Gepräche für die Teilnehmer deutlich. Immer mehr sagen sogar, sie gehen eigentlich nicht wegen des offiziellen Programms hin, sondern wegen dem Zusammentreffen mit anderen.
Der Netzwerk-Aspekt beschreibt eigentlich den Wunsch nach Community-Zugehörigkeit bei den Teilnehmenden. Meine Vermutung: Dieses “Zur Community Dazugehören”, um von der Community zu lernen, ist heute der wesentliche Antrieb für den Besuch von Fach-Events. Wenn das der eigentliche Motivationskern für den Event-Besuch ist, dann sollten wir jeden Event als Community-Treffen ausrichten. Communities sind aber langlebiger als ein Tages-Event. Also müsste ein Event einer von vielen Baustein im Communityleben sein.
Für Communities gibt es inzwischen genügend Erfahrungen – online wie offline. Die meisten Communities sind so etwas wie hybride Veranstaltungen: Ein großer Teil läuft online, und ab und zu gibt es physische Treffen. Bei den Präsenztreffen läuft die Einbeziehung der Nicht-Anwesenden über die üblichen Online-Community-Kanäle. Und dafür sorgen die Community-Mitglieder selber. Sie geben den anderen die Möglichkeit auf diese Weise zumindest partiell am Präsenz-Treffen teilzunehmen.
Hybrid beschreibt nicht den Event, sondern die Community-Aktivität
Das passt zu unserer Überzeuguung: Lernen ist niemals ein Event, sondern ein Prozess, der auch länger dauern darf. Deshalb macht es Sinn, sich als Veranstalter nicht auf die wenigen Event-Tage zu fokussieren. Wer Lernen unterstützen will, muss den Prozess im Blick haben. Und der wird von Lernenden immer mehr als Austausch im Netzwerk erlebt. Wer künftig noch Events veranstalten will, muss die Community ganzjährig managen, die dann auch mal in Präsenz zusammenkommt.
Diese Präsenztreffen müssen dann nicht mehr vom Veranstalter gleichwertig für Online und Offline-Teilgebende gestaltet sein. Einerseits sorgen die Community-Mitglieder für eine partielle Einbeziehung der Onliner – und andererseits darf man sich auch für unterschiedliche Arten von Treffen entscheiden. Bei reinen Online-Treffen planen wir ja auch keine Präsenz-Teilnehmer ein.
Meine Sicht heute: Lassen wir die Unterschiedlichkeit von Community-Treffen einfach zu. Sonst erzeugen wir sehr wahrscheinlich nur müde Kompromisse. Wesentlich scheint mir aber die Hinwendung zu Community-Aufbau und -Pflege für Veranstalter zu sein. Events sind dann eher die Nebensache.
Zum Informations-Aspekt
Viele Events leben noch diesen “Live-Vortrag”. Aber eigentlich müssen wir die Menschen heute nicht mehr zusammenholen um sich einen Vortrag anzuhören. Wenn Menschen schon zusammen kommen – egal ob off- oder online – dann sollten wir die Zeit zum Austausch nutzen. Vorträge kann man heute auch gut als Video oder Audio produzieren, und dauerhaft ins Netz stellen. Das hilft auch der gesamten Community, nicht nur den Event-Teilnehmenden.
Fazit
Es macht Sinn, nicht vom Präsenz-Event aus zu denken, um hybride Formen zu etablieren. Präsenz-Events waren auch bisher nur ein Kompromiss. Eigentlich geht es immer um die Weiterentwicklung der Teilnehmenden, die ihr Lernen immer mehr aus Netzwerken speisen. Events sind dann ein Teil der Community-Aktivität. Die Unterstützung dieser Community-Aktivität ist die neue Rolle für bisherige Event-Veranstalter. Communities dürfen auch unterschiedliche Kommunikationsformen pflegen: Online oder in Präsenz. Damit ergibt sich auch eine Form von hybridem Lernen – ohne dass jede Veranstaltung hybrid sein muss.
Und das CLC21 im Herbst wird auf jeden Fall zunächst ein Online-Camp. Trotzdem können sich ja Community-Mitglieder zu regionalen Treffen während des Camps verabreden.