Vergangene Woche haben wir die die Frage diskutiert, wie sich die betriebliche Lernwelt durch Cloud Learning verändert. Die Diskussion zeigte, dass Cloud Learning keine neue Lernkonzeption ist, jedoch die Möglichkeiten und Chancen von Bildungssystemen erheblich erweitert. Es entspricht damit dem „E-Learning 2.0“ oder „Social Learning“, sofern die sozialen Netzwerke von den Lernenden individuell und selbstorganisiert als Lernressourcen verwendet werden können.
Cloud Learning (auch Learning in the Cloud) bezeichnet mobiles und vernetztes Lernen, bei dem virtualisierte Rechen- und Speicherressourcen (Clouds) genutzt werden.
Es ist wie immer bei technologischen Entwicklungen. Die Technologie alleine bewirkt noch keine Veränderung der Lernsysteme, schafft aber den Raum für innovative Gestaltungsformen der Lernprozesse. Clouds und ihre Inhalte, in Ontologien erfasst, ermöglichen die Kompetenzentwicklung im Netz. Die Clouds, mit denen wir es in Zukunft lernend zu tun haben werden, sind sowohl von den Kommunikationsmitteln wie von den kommunizierten Inhalten her wüste Gemische von Informationswissen, Werten, Bewertungen und Handlungswissen. Einen großen Teil unseres zukünftigen Lernens werden wir darauf verwenden müssen, uns in der Cloud überhaupt erst zu Recht zu finden. Deshalb gewinnen Ontologien wieder an Bedeutung.
Ontologie bezeichnet dabei eine formale Beschreibung von Daten, beispielweise in einer Cloud, sowie Regeln über deren Strukturen und Zusammenhänge.
Mit Hilfe dieser Regeln lassen sich Rückschlüsse aus den vorhandenen Daten ziehen, Widersprüche in den Daten erkennen und manchmal fehlendes Wissen aus dem Vorhandenen ergänzen. Clouds und Semantische Netze werden sich immer mehr zu selbstorganisierenden Systemen entwickeln.[1]
Insbesondere folgende Aspekte sind dabei von Bedeutung:
- Individualisierung: Die Lerner können sich nach ihren individuellen Lernzielen Lernlösungen aus einem breiten Angebot zusammen stellen („education on demand“). Damit bildet Cloud Learning die ideale Grundlage für Lebenslanges Lernen.
- Lernen im Netz: Die Lerner können unabhängig von ihrer Position, ihren Lernzeiten oder ihren Geräten auf das Lernsystem zugreifen und mit Lernpartnern kommunizieren und Erfahrungswissen austauschen.
- Kostenersparnis: Die Kosten und damit die Barrieren für einen Einstieg in online-basiertes Lernen sinken, da keine Investitionen in die Lern-Infrastruktur erforderlich sind. Cloud Computing bietet gleiche oder bessere Angebote für Speicherplatz, Lernplattformen oder Anwendungsprogramme zu wirtschaftlichen Bedingungen.
- Skalierbarkeit: Das Lernsystem passt sich den Lernerzahlen an und reduziert die erforderliche Rechenleistung, wenn diese nicht gebraucht wird.
- Innovation: Das Lernsystem entwickelt sich laufend weiter.
- Verfügbarkeit: Durch mehrfach redundante Rechenzentren garantiert dieser Ansatz eine hohe Kontinuität.
- Flexibilität: Die Serverleistungen passen sich den aktuellen Bedürfnissen an.
- Sicherheit: Cloud Computing Provider garantieren die Datensicherheit.
Damit wird vor allem Soziales Lernen im Netz ermöglicht, das durch den Trend zum Social Business im Rahmen von Enterprise 2.0 zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Soziale Lernen ist kompetenzorientiertes E-Learning mit Social Software. Dieses Lernen zielt auf die Entwicklung der sozialen Kompetenz zum sozialen Handeln mit Empathie, Respekt und Verantwortung. Es ist durch kooperative und kollaborative Lernformen, die das gemeinschaftliche Lernen in Gruppen fördern, geprägt und nutzt Medien und Werkzeuge, die kooperative und kollaborative Lernprozesse ermöglichen. Damit wird mit Cloud Computing ein sozialer Kontext für kollaborative Lernarrangements ohne zeitliche und räumliche Begrenzungen möglich.
[1] vgl. Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation (MPIDS) u.a. (2010