re:publica 2022 – Was können wir lernen?

Es klingt vermessen, sich an der re:publika zu orientieren. Sehr groß, sehr aufwändig, 5 stellige Teilnehmerzahlen – das schaffen wir in der Corporate Learning Community nie. Dennoch macht eine so große Konferenz vor, was geht und wie man es machen kann. Ich konnte die ganzen drei Tage re:publica 2022 – diesmal in einer neuen Location an der Spree – vom 8. bis zum 10. Juni 2022 in Berlin erleben.

Motto

Ticket-Armband Bild: KhPape CC BY

ANY WAY THE WIND BLOWS – das diesjährige Motto ist die letzte Zeile des in den letzten Jahren beim Closing der re:publica gemeinsam gesungenen Stücks „Bohemian Rapsodie“. 2019 – vor der Pandemie – war das der letzte Satz der repubilca, an die man nach so langer Zeit anknüpfen wollte.

Bild: KhPape CC BY
Bild: KhPape CC BY / Übrigens trägt mein Namensschild noch die Angaben für das 2020-Ticket, das erst jetzt einglöst wurde.
Bild: KhPape CC BY
Bild: KhPape CC BY

Fakten zur

Beim Closing wurden bereits einige beeindruckende Zahlen genannt. Ergänzungen von mir.

  • 21.000 Besucherinnen und Besucher an 3 Tagen
  • Davon 53.3% Frauen
  • 397 Helferinnen und Helfer
  • 15426 Tweets mit
  • 504 Sessions!
  • 959 Speakerinnen und Speaker (auch überwiegend Frauen)
  • Auf 6 Bühnen wurden Sessions aufgenommen, z.T. live gestreamt und auf Youtube veröffentlicht
  • Mehrere große Bühnenpräsentationen auf den Hauptbühnen nebeneinander (Folien, Speaker und Live-Transkribt)
  • Meist Mehrere Kameras zum Aufnehmen mit Kameraleuten und Technik-Personal für den Zusammenschnitt
  • Helfer mit Mikrofonen für Fragen aus dem Plenum
  • Ganztägige Besetzung der Registration-Desks
  • Sicherheits-Personal für Einlass- und Taschenkontrolle an allen Ein- und Ausgängen in öffentliches Gelände
  • Orientierung zu Programm und Location auf der Webseite und in der republica-App
Bild: KhPape CC BY / Regie-Tisch an der Haupt-Bühne für die Video-Aufzeichnungen
Bild: KhPape CC BY / Haupthalle rp22
Bild: KhPape CC BY / Olaf Scholz wird auf der rp22 interviewt
Bild: KhPape CC BY
Bild: KhPape CC BY / Außenbühne Stage 5

 

Nachhaltigkeits-Bemühen der

  • Caterer durften keine Fleisch anbieten
  • Jeder sollte ein altes Lanyard mitbringen
  • Namensschilder auf Pappe mit aufgedrucktem Namen
  • Seit Jahren weden die gleichen Bäckerkisten für Bühnenaufbau und Sitzebenen verwendet
  • Die Holz-Stand-Gestelle weren seit Jahren wiederverwendet
  • Baumwoll-Stores zum optischen Abteilen der Bühne, sind auch wiederverwendbar
  • Konferenz-Standort in Fußweg-Entfernung zum S-Bahnhof
  • T-Shirt zum Bedrucken konnte man selbst mitbringen
Bild: KhPape CC BY / Statt Cyrrywurst „Curry-Kartoffel“

Persönlicher Eindruck

  • Es war ein anderer Ort, aber das gleiche optische Feeling: Alles dunkel gehalten mit Spot-Lights auf Bühnen und Stände.
  • Noch weitere Laufwege als in der bisherigen „Station“
  • Diesmal viel außerhalb der Hallen, auch eine Bühne (Stage 5)
  • Diesmal gefühlt sehr viele Klein-Workshops und Mitmach-Aktionen
  • Das gleiche Gefühl von Fast-Überfüllung wie in den letzten Jahren in der Station
  • Diesmal außergewöhnlich viele Behörden-Stände (Ministerien)
  • Eine großer Themenanteil zu Klimakrise und gesellschaftlichen Themen (angemessen). Digital-Themen sind deutlich in der Unterzahl.
  • Ungewöhnlich: 5 Mitglieder der Bundesregierung haben inhaltlich beigetragen
  • Das Zusammenstellen der eigenen Tages-Agenda braucht täglich ein knappe Stunde! (Vielzahl der Angebote)
  • Die Startzeiten der Themen sind nicht aufeinander abgestimmt. Die z.T. weiten Wege brauchten auch Zeit, die im Plan nicht vorgesehen war.
  • Diesmal auch kurze Themen (15 Min) auf der Hauptbühne (Stage 1), zum Teil mit Interview-Gästen oder Kurzbeiträgen.
  • Die Stage 1 war auch akustisch dominierend in der großen Halle. Gerade bei Musik-Beiträgen waren Gespräche an den Ständen rundum schwer möglich.
  • Etliche Flächen waren für Silent-Sessions mit Audio-Empfängern und Kopfhörern vorgesehen. Das war immer ein sehr entspanntes Zuhören – auch in lauter Umgebung.
  • Der Blick in viele freundliche Gesichter machte den Unterschied zu Online-Konferenzen. Das beeinflusst auch ohne Worte beim Vorbeigehen. Dazu kommen die ungeplanten zufälligen Gespräche, die Online seltener sind.
  • Die Namensschilder brauchen den Namen auf beiden Seiten: 50% der Zeit ist der Name sonst immer verdeckt.
  • Der Aufforderung aus Pandemie-Gründen in Innenräumen eine Maske zu tragen, wurde immer dann einigermaßen entsprochen, wenn es eine explizite Aufforderung dazu gab. Sonst zogen es viele vor, ohne Maske zu bleiben.
Bild: KhPape CC BY / Bots programmieren auf der rp22
Bild: KhPape CC BY hinter den Vorhängen ist die Haupt-Bühne (Stage 1)
Bild: KhPape CC BY / Silent-Session mit Audio-Empfängern und mitgebrachten Kopfhörern

Innovative Ideen

  • Das jeder seinen eigenen Kopfhörer für die Silent-Sessions mitbringen sollte, hat gut geklappt. Fast alle hatten die bei Smartphones mitgelieferten Ohrstöpsel-Hörer dafür genutzt
  • Wenn es jetzt noch möglich wäre, dass jeder sein eigenes Handy für den Empfang benutzen kann, braucht man die teuren Audio-Empfänger von Sennheiser oder beyerdynamic nicht. Vielleicht geht das ja mit Twitter Spaces oder MS Teams auch?
  • Lanyards werden wertvoll: Die Aufforderung zum Mitbringen alter Lanyards wird aus Nachhaltigkeitsgründen Schule machen. Noch hat man viele davon, die immer nur einmal getragen wurden. Und für die, die keines mehr haben, wurden gelbe Kordeln zum Anknoten angeboten.
  • Ohne Fleisch geht’s auch: Den Caterern das Fleischangebot zu verbieten, hat hier funktioniert und ist auf jeder Veranstaltung möglich.
  • Das Angebot, mitgebrachte T-Shirts vor Ort zu bedrucken, ersetzt die sonst ausgegebenen und nur einmal getragenen Kleidungsstücke mit Veranstaltungs-Logo – wenn man dafür ein gebrauchtes Shirt mitbringt. Hier hat das nur ein kleiner Teil der 21.000 Besucher gemacht.
Bild: KhPape CC BY
Bild: KhPape CC BY

Fazit

Die Republica 2022 war ein sehr gelungenes Groß-Event. So ein Urteil wird mindestens zur Hälfte durch das empfundene Gefühl bestimmt. Und das wird von der Atmopsphäre geprägt. Die hängt mehr von den anderen Teilnehmenden ab. Der Veranstalter kann darauf aber Einfluss nehmen durch die Raum-Gestaltung, und durch die Art der Session-Themen, und die Auswahl der Beitragenden.
Das ist gelungen! Dafür ein großes Dankeschön an das ganze OrgaTem und die 397 Helfer! Der Aufwand hat sich aus meiner Sicht gelohnt.