CLC40 Community meets EduLAB@MMZ
Eine Retrospektive von Vera Püttmann
Das 6. Netzwerktreffen der CLC – Community Region NRW (#clc40) stand unter dem Motto: „Life Long Learning – Bildungsbrücken zwischen Hochschulen und Unternehmen“ und fand am Dienstag, dem 9. April 2019, im EduLab@MMZ der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf statt. Das EduLAB ist eine offene eLearning Lerngruppe am dortigen Multimedia-Zentrum.
Doch zunächst ein kurzer Rückblick, wie die Idee zu dieser Veranstaltung zustande kam. Anfang Januar trafen wir uns zu einem Orga-Stammtisch in Köln, um die Aktivitäten für das laufende Jahr 2019 zu besprechen. Von den vier geplanten Präsenzterminen standen bereits zwei Termine und zwei Veranstaltungsorte fest. Auf der Suche nach weiteren potentiellen „hosts“ ergriff Franz-Peter Staudt sofort, am nächsten Tag, die Initiative und erkundigte sich bei Dr. Anders Lehr, dem E-Learning-Experten und Macher des EduLab@MMZ, ob er uns Räumlichkeiten an der HHU zur Verfügung stellen könne. Binnen drei Tagen erhielten wir nicht nur die Zusage, dort ein Treffen zu hosten, sondern gleich auch ein komplettes Konzept für die Gestaltung eines spannenden Design Thinking Workshops.
Bei einem Vor-Ort-Termin und nach der Erläuterung des Programminhaltes durch Anders Lehr wurde schnell deutlich, dass bei diesem Treffen nur eine kleine Teilnehmergruppe eingeladen werden kann. So kam es, dass sich zwei Communities, das heißt, Angehörige der Universitäten Düsseldorf, Köln, Bonn und Duisburg-Essen sowie CLC40 Teilnehmer aus namhaften Unternehmen, Akademien und L&D-Dienstleistern an diesem Abend zum „EduLAB@MMZ meets CLC40“ zusammen fanden.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Vera Püttmann erläuterte Dr. Anders Lehr, warum ihn speziell das Thema der „Bildungsbrücken“ seit 20 Jahren fasziniert.
Um seinen persönlichen Zugang zu dieser Thematik zu verdeutlichen, schilderte Dr. Anders Lehr, wie er aktuell seine Weiterbildung als Product Owner aus mehreren Quellen wie MOOCs (University of Virginia, TU Delft), Büchern, agilen & e-Learning Netzwerken, Videos und durch praktisches Ausprobieren an der HHU selber zusammengestellt hat. Für ihn sind dies „Bildungsbrücken”; eine moderne Art der individuellen Weiterbildung, die ihm im Vergleich zu “herkömmlichen (Massen-) Bildungsangeboten” mehr Lernqualität bieten.
Wie spannend und unterschiedlich Bildungsbiographien sein können, erfuhren wir von Franz-Peter Staudt, der uns von seinen Erfahrungen in unterschiedlichsten beruflichen Kontexten berichtete und uns damit an seiner persönlichen „learning journey“ teilhaben ließ. Prägnant brachte er es in seinem Kurz-Statement „Jede Gelegenheit nutzen, um sich und andere zu befähigen – das ist für mich Leben. “Learning by doing”, die Basis meiner Lernreise”, auf den Punkt.
Danach ging´s, ohne viel Theorie, an die Arbeit. Anders Lehr erläuterte noch kurz die beim Design Thinking prinzipiell zu durchlaufenden Prozesse, die den Teams bei der Bearbeitung einer komplexen “Bildungsproblemstellung” helfen und moderierte dann die an der TU Delft entwickelte „Vision in Product Design“- Methoden nach P. Hekkert und M. van Dijk.
Bild: Anders Lehr
Mit einem gut vorbereiteten Raum, festen Zeitfenstern, sowie Arbeitsmappen am Tisch, vielen Post-its und präzisen Anleitungen ging es dann sehr rasch zum kreativen Arbeiten.
Zunächst bekamen die Anwesenden, die „randomisiert“ an vier Tischen verteilt wurden, die Aufgabe ein Paar-Interview mit vorbereiteten Fragebögen durchzuführen, damit sie sich untereinander besser kennenlernen konnten.
Nach dieser Aufwärmübung ging es sogleich in die sogenannte „Dekonstruktionsphase“ des Design Thinking Prozesses. Hierzu wurde die Aufgabe gestellt, dass sich jeder mit der Frage beschäftigen sollte, welche „alten Produkte“, sprich welche „alten“ Lernangebote er oder sie in den vergangenen 10 Jahren kennengelernt hat. Jede Tischgruppe trug daraufhin, unter Zuhilfenahme von Post-Its, der Rekord lag bei 36 (!), verschiedene Lernangebote unter dem Stichwort „Produkt“ auf dem VIP-Board zusammen.
Im nächsten Schritt sollten die einzelnen Gruppenmitglieder jeweils ein Lernangebot und die damit gemachten Erfahrungen näher vorstellen. In einer 6 Teilnehmer starken Gruppe wurden auf diese Weise 6 verschiedene individuell erlebte Produkte ausgewählt und unter den Gesichtspunkten „Interaktion“ und „Kontext“ eingehender erläutert. Die Auswahl fiel auf: eine Sprachlern-App (z.B. Babbel), ein VHS-Kurs, ein Round-Table-Gespräch in einem Konzern, der Besuch von Barcamps, die Teilnahme an MOOCs sowie die Teilnahme an einem Blended Learning Kurs. Auf dem Tisch-Board ergab sich hieraus, von links nach rechts betrachtet, eine Reduktion der Post-Its auf 6 Stück.
Nach dieser intensiven Übung legten wir eine Pause ein und freuten uns, dass auch dieses Mal wieder ein reichhaltiges und abwechslungsreiches Snack-Buffet mitgebracht wurde.
Mit aufgetankter Energie war es für den nun folgenden Schritt wichtig, das kreative Denken anzuregen. Hierzu sollten wir aus einer Vielzahl unterschiedlicher Fotos 1 oder 2 auswählen und den anderen erläutern, „warum“ genau dieses Bildmaterial ausgewählt wurde und welche Assoziationen die Fotos zum Thema “Bildung” hervorgerufen haben. Wie man auf dem Foto erkennen kann, wurden in diesem Fall 7 verschiedene Fotos ausgewählt und zu einem sogenannten „Moodboard“, mit den jeweiligen persönlichen Erläuterungen, zusammengetragen.
In der dann anschließenden Konstruktionsphase wurde, im Vergleich zur Dekonstruktionsphase zu Beginn, “umgekehrt” vorgegangen, das heißt, zunächst sollte unter der Fragestellung “Wie sieht der zukünftige Lern-Kontext aus?” darüber nachgedacht werden, welche politischen Einflüsse und welche technischen und sozialen Gegebenheiten im Jahr 2025 für die Gestaltung von Lernumgebungen relevant sein werden. Im nächsten Schritt ging es um die Identifikation und Benennung von “Interaktionen” in den Kategorien: “Mensch-Produkt” und “Mensch-Bildungsangebot” und schließlich um den Entwurf ganz konkreter Produkte und Lernangebote. Die Bandbreite der Entwürfe erstreckte sich am Beispiel-Tisch von klassischen Praxistrainings, über persönliche KI-gesteuerte Assistenten bis hin zu virtuellen Besuchen.
Nach einer weiteren kurzen Pause ging es schließlich um eine “Fragenbogen-geleitete” Reflexion der eigenen “learnings” während der zuvor durchlaufenen 2,5-stündigen Prozessphasen und um die Frage: “Was möchte ICH den Menschen in ihren zukünftigen Lern- und Bildungskontexten anbieten?” Bei dieser Übung sollten wir uns unserer eigenen Haltung bewusst werden und diese in einem persönlichen Statement zum Thema “Bildung in der Zukunft” zum Ausdruck bringen. Denn darauf kommt es an!
“LerngestalterInnen sollen mutig und offen zum “Raison d‘ Être” oder auch Daseinszweck ihrer künftigen Bildungsangebote stehen!” – Anders Lehr –
Rund und warm, milde und erschöpft, endete der wie im Flow vergangene Workshop, der uns eine gelungene Mischung aus Raum, Zeit, Menschen und geistiger Tiefe als Lernimpuls bereitet hat. Für alle die noch etwas mehr wissen wollen: Als “living document” wurden uns hier noch einmal die Folien zum Workshop zum Kommentieren und Weitertragen bereitgestellt.
Einen besonderes Dankeschön geht an Dr. Anders Lehr, Tobias Koch und Franz-Peter Staudt für die tatkräftige Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung des 6. Netzwerktreffens. Dieses Mal ohne Jürgen Sapara, der allerdings, wie gewohnt, diesen Bericht für uns veröffentlichen wird. Es ist immer wieder bemerkenswert, wie hoch die intrinsische Motivation aller Beteiligten ist! Es werden keine Mühen gescheut, sich nach einem arbeitsreichen Tag, verspäteten ÖPNV-Verbindungen, einer längeren Anreise, dieses Mal erstmalig aus Aachen, trotzdem voller Elan ins Lernvergnügen zu stürzen. Es war ein toller Abend, vielen Dank dafür.
Und ja wir, die Corporate Learning Community NRW, kommt auch gerne ins Ruhrgebiet; unser Aktionsradius ist nicht auf die Rhein-Städte begrenzt 😉 Hierzu brauchen wir „nur“ einen Host mit entsprechenden Räumlichkeiten und einer guten Erreichbarkeit mit ÖPNV sowie weiteren Engagierten, die den Abend inhaltlich gestalten möchten.
Für den 3. Mai ist ein formloser #clc40 Stammtisch in Köln geplant. Das nächste #clc40 Treffen zum Thema „selbstorganisiertes Lernen“, findet am 25. Juni in Köln statt. Die Events werden jeweils auf Xing bekannt gegeben. Nach den Sommerferien würden wir gerne am 17. September in Düsseldorf, oder im Ruhrgebiet, ein weiteres Netzwerktreffen abhalten. Die inhaltliche Gestaltung des Abends ist noch offen. Wer sich einbringen möchte, möge bitte Kontakt zu Jürgen Sapara oder Vera Püttmann aufnehmen.
Wir wünschen allen ein schönes Osterfest, viele Grüße
Dr. Anders Lehr, Franz-Peter Staudt, Vera Püttmann, Jürgen Sapara