Unser gemeinsamer MOOC geht mit hoher Dynamik weiter. Wir haben nunmehr fast 500 Beiträge, hinzu kommen 184 Reflexionen und die entsprechenden Freitexteingaben. Deshalb halte ich die Diskussion über die sinnvolle Lernstrategien für sehr wichtig. Dazu gehört auch, dass jeder seine Schwerpunkte über die acht Wochen so setzt, dass er für sich den größten Nutzen, im Rahmen seiner zeitlichen Möglichkeiten, erhält.
Sehr schön finde ich, dass sich bereits eine Gruppe mit 14 Teilnehmern gebildet hat, die sich einen intensiven Austausch, auch im persönlichen Kontakt, vorgenommen hat.
Die heutigen Themenschwerpunkte waren die Lernarrangements, die wir im Projekt Next Education für die Zielebenen des Wissensaufbaus, der Qualifikation sowie der Kompetenzentwicklung in Praxisprojekten und – in naher Zukunft – im Prozess der Arbeit und im Netz entwickelt haben, sowie die Implementierungsstrategie.
Einen Schwerpunkt der heutigen Diskussion bildete die Frage, wo die größten Widerstände bei der Einführung innovativer Lernarrangements zu erwarten sind und wie diese überwunden werden können. Zum einen liegen die Hürden darin, dass die Lerner nicht gewohnt sind, ihre Lernprozesse selbst zu gestalten. Trotzdem überwog die Meinung, dass diese Hürde in einem angepassten Prozess überwunden werden kann. Eine weitere zentrale Hürde scheint die Ignoranz sowie das Machtbewusstsein, aber auch der fehlende Mut von Entscheidern, sowohl im Top- als auch im Middle Management, oder von Bildungsplanern bzw. Personalentwicklern zu sein. Diese Zielgruppe hat teilweise Angst, ihre bisherige Rolle zu verlieren.
Eine Frage mit grundlegendem Charakter wurde aufgeworfen: „… Diese Konzept schreit nach grundlegender Veränderung. Widerstände im …Management sind vorprogrammiert. Damit will man ja den ganzen Laden umkrempeln. Jetzt soll die Führungskraft neben seiner Fachkompetenz plötzlich auch noch Führen! Und ist der Aufwand nicht ein wenig hoch. Bieten sie doch einfach mal Schulungen an …“. Diese Frage konnte naturgemäß nicht allgemeingültig beantwortet werden; wie wird uns sicher noch über den ganzen MOOC hinweg beschäftigen.
Ein Vorschlag zur Lösung dieser Problematik geht in die Richtung, dem Top-Management gezielt Fragen zu den zukünftigen Herausforderungen und strategischen Zielen des Unternehmens sowie zu den erforderlichen und vorhandenen Ressourcen und Kompetenzen und damit letztendlich zu den Zielen der betrieblichen Bildung zu stellen. Dies bedeutet, dass die Bildungsplaner auf Augenhöhe mit dem Management Lösungen suchen.
Widerstände lassen sich in der Regel durch gezielte Informationsbereitstellung, die frühzeitige Einbeziehung und den respektvollen Umgang mit den Betroffenen reduzieren oder gar auflösen. Das hängt immer von der jeweiligen Situation und dem Umfeld ab. Von zentraler Bedeutung ist die Kompetenzentwicklung der heutigen Trainer und Bildungsplaner, aber auch der Führungskräfte, damit sie ihre Rolle in innovativen Lernsystemen erfüllen können.
Im Bereich der neuen Lern-Dienstleistungen, die für innovative Lernarrangmeents erforderlich sind, werden folgende Entwicklungen gesehen:
- Performance Support: Lernrahmen mit kontextsensitiven Hilfen incl. modularer Lerneinheiten,
- Programme mit Peer-to-Peer-Learning (mit Datenbankunterstützung): Co-Coaching, Coaching und Mentoring,
- Curation/Wissensbrokering: Auswahl und Bereitstellung von Open Educational Resources; Zusammenstellung von personalisierten „Zeitschriften“ mit den relevanten Inhalten für bestimmte Mitarbeitergruppen
- Dezentrale Erstellung von Inhalten durch die Mitarbeiter: Podcasts, Videos…
- Community Moderatoren, Wissencoaches: Bereitstellung der Inrastruktur und Kompetenzaufbau
- Intensive Verzahnung mit anderen HR Bereichen, z.B. Recruiting, Talent Management oder Social Enterprise Network
Die Diskussion um den Wandel von der Belehrungs- zur Ermöglichungsdidaktik geht mit vielen interessanten Beiträgen, teilweise kontrovers, weiter.
Morgen werden wir die erste MOOC-Woche mit einer Abschlussrunde beenden, an der neben mir Andreas Eckelt und Carlo-Matthias teilnehmen werden. Sie haben dabei auch die Möglichkeit, über den Live-Chat Ihre Fragen und Meinungen einzubringen.
Joachim Niemeier wird zum Schluss dann auf die nächste MOOC-Woche mit der Swisscom, die er als Pate begleitet, einstimmen.
Bis morgen vormittag wollen wir die Ergebnisse aus den Abfragen am Montag und zum Abschluss dieser Woche veröffentlichen und zusammen fassen sowie zur weiteren Diskussion stellen.