Letzte Woche war Thomas Tillmann, Mitgründer von Lernhacks, zu Gast in der CLC Lunch&Learn-Runde. Er präsentierte die Ergebnisse ihrer Studie zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Bereich Learning & Development (L&D). Die Studie, an der 25 überwiegend große Unternehmen teilnahmen, beleuchtete, wie KI die L&D-Arbeit unterstützen und verbessern kann.

Aktuelle Trends und zukünftige Entwicklungen

Die Studie identifizierte drei Zeithorizonte für den KI-Einsatz in L&D:

1. Gegenwart

Der Fokus liegt stark auf der Content-Produktion und Übersetzung/Lokalisierung von Lerninhalten. Vereinzelt wird KI auch als Coaching-Tool eingesetzt.

2. Nahe Zukunft

Unternehmen arbeiten an intelligenten Vorschlagsmechanismen für Lernangebote und der Analyse von L&D-Anforderungen.

3. Mittelfristige Perspektive

Der größte Wert wird in datengetriebenem L&D, der Individualisierung von Lernangeboten und der besseren Nutzung von Daten für evidenzbasiertes Handeln gesehen.

Herausforderungen und Bedenken

Thomas äußerte Bedenken über die starke Fokussierung auf Content-Produktion. Er warnte vor einer möglichen „Content-Fatigue“ und stellte die Frage, ob mehr Inhalte wirklich den Lernbedarf der Mitarbeitenden decken.

Ein weiterer Diskussionspunkt war die Balance zwischen Effizienz und Effektivität. Es wurde betont, dass der Fokus nicht nur auf der effizienten Erstellung von Inhalten liegen sollte, sondern vor allem auf der Wirksamkeit des Lernens.

Potenziale und Chancen

Die TeilnehmerInnen sahen großes Potenzial in der Nutzung von KI für:

Individualisierung des Lernens
Unterstützung informellen Lernens
Coaching von Mitarbeitenden
Analyse von Lernbedürfnissen und -verhalten

Praxiseinblicke und Diskussion

Die Session bot auch Raum für Praxiseinblicke und Diskussionen:

Ein Teilnehmer aus einer Universität berichtete von Erfahrungen mit KI-generierter Grafik und Video-Produktion. Trotz anfänglicher Herausforderungen konnten sie KI erfolgreich einsetzen, um lizenzrechtliche Probleme zu lösen.
Es wurde diskutiert, wie L&D-Daten mittels KI analysiert werden können. Thomas erklärte, dass selbst einfache Analysen mit Tools wie ChatGPT schon interessante Muster in LMS-Daten aufdecken können.
Die Frage nach der Rolle von KI im größeren Kontext des Fachkräftemangels und sich verändernder Arbeitswelten wurde aufgeworfen.
Eine Teilnehmerin betonte die Wichtigkeit, KI nicht nur zur Optimierung bestehender Prozesse zu nutzen, sondern auch neue Ansätze zu entwickeln.

Fazit und Ausblick

Die Session verdeutlichte, dass KI im L&D-Bereich sowohl Chancen als auch Herausforderungen bietet. Es wurde klar, dass es nicht nur darum gehen kann, bestehende Prozesse zu optimieren, sondern dass ein Umdenken erforderlich ist.

Die zentrale Frage lautet: Wie können wir KI nutzen, um Lernprozesse grundlegend neu zu gestalten und den sich wandelnden Kompetenzanforderungen in einer KI-geprägten Arbeitswelt gerecht zu werden?

Die Diskussion zeigte, dass L&D-Profis offen für den Einsatz von KI sind, aber auch kritisch reflektieren müssen, wie diese Technologie am sinnvollsten eingesetzt werden kann. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich der KI-Einsatz im L&D-Bereich weiterentwickeln und welche innovativen Ansätze sich durchsetzen werden.

Abschließend wurde betont, dass es wichtig ist, Ängste abzubauen und proaktiv mit den neuen Technologien umzugehen. Wie ein Teilnehmer treffend bemerkte: Je früher man sich mit KI auseinandersetzt und Fähigkeiten wie Prompt Engineering entwickelt, desto besser kann man mit der aktuellen Entwicklung Schritt halten.