Letzte Woche war Hartmut Wilke zu Gast in der Lunch&Learn-Reihe mit einer evolutionären Perspektive. Er widmete sich einer fundamentalen Frage unserer Zeit: Wie können wir in einer zunehmend von künstlicher Intelligenz geprägten Welt Mensch bleiben?
Die anthropologische Grundthese
Der anatomisch moderne Mensch existiert seit etwa 200.000-300.000 Jahren und zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Anpassungsfähigkeit aus. Diese Adaptivität basiert auf zwei Schlüsselfaktoren: unserer Verhaltensdiversität und der Fähigkeit zur Werkzeugentwicklung. Die Vielfalt menschlicher Verhaltensweisen, genetisch und durch Erfahrung geprägt, ermöglicht es uns als Spezies, flexibel auf Veränderungen zu reagieren.
Das zentrale Dilemma
Hartmut identifiziert eine problematische Entkopplung zwischen biologischer Evolution (Biogenese) und kulturell-technischer Entwicklung (Tradigeneese). Während unsere biologische Entwicklung relativ konstant bleibt, beschleunigt sich die technologische Evolution exponentiell. Dies führt zu Anpassungsproblemen, wie wir sie etwa beim Zuckerkonsum oder bei der digitalen Mediennutzung beobachten.
Um den negativen Technikfolgen entgegenzuwirken, brachte er auf Anregung von Jakob Hasselgruber, der leider mit Grippe nicht präsentieren konnte, den Handlungsrahmen nach Stephen R. Covey mit ein.
Handlungsrahmen nach Covey
Wichtig ist demnach für die persönliche Entfaltung, den eigenen Handlungsrahmen im Blick zu haben – und sich nicht im Nirwana der aktuell nicht individuell zu ändernden Kontexte zu verlieren.
Kreis der Bedenken
- Existenz von Desinformationskampagnen und Bot-Netzwerken
- Algorithmen großer Plattformen
- Staatliche Propaganda-Aktivitäten
Kreis des Einflusses
- Aufklärung im persönlichen Umfeld über Cyber-Sicherheit
- Entwicklung von Medienkompetenz in Teams und Organisationen
- Förderung von kritischem Denken
Kreis der Kontrolle
- Eigenes Mediennutzungsverhalten
- Persönliche Weiterbildung in digitaler Kompetenz
- Entwicklung von Achtsamkeit und Distanzierungsfähigkeit
Lösungsansätze für das KI-Zeitalter
Achtsamkeit und Distanzierung
- Bewusster Umgang mit Informationsflut
- Entwicklung von Distanzierungsfähigkeit
- Training mentaler Widerstandskraft
Förderung der Verhaltensdiversität
- Wertschätzung unterschiedlicher Perspektiven
- Nutzung der Vielfalt als Innovationsquelle
- Integration verschiedener Denkansätze
Ausblick und Integration
Diese anthropologische Perspektive ergänzt die bisherigen Veranstaltungen der Future Skills Reihe ideal. Während frühere Sessions sich auf konkrete Kompetenzkataloge und empirische Studien konzentrierten, eröffnet dieser Ansatz ein tieferes Verständnis für die grundlegenden Mechanismen menschlicher Anpassungsfähigkeit – auch im digitalen Zeitalter.
Für Corporate Learning bedeutet dies konkret:
- Integration von Achtsamkeitspraktiken in Weiterbildungskonzepte
- Förderung von Diversität in Teams und Organisationen
- Aufbau digitaler und nicht-digitaler Schlüsselqualifikationen
Die Reihe wird 2025 fortgesetzt, mit einem verstärkten Fokus auf praktische Implementierung dieser Erkenntnisse in L&D-Abteilungen, Weiterbildung und Bildungsinstitutionen.
Ergänzende Perspektiven aus der Diskussion
Die anschließende Diskussion vertiefte mehrere zentrale Aspekte:
Zum Thema Desinformation
- Die Effekte von Social Media Bubbles sind geringer als oft angenommen
- Paradoxe Wirkung ständiger Warnungen vor Fake News
- Bedeutung von konstruktiven Lösungsansätzen
Praktische Handlungsempfehlungen
- Entwicklung von Medienkompetenz
- Förderung kritischen Denkens
- Nutzung konkreter Leitfäden und Tools
Während der Diskussion wurden folgende Links geteilt
- BSI-Leitfaden zu Phishing
- Ein Artikel mit Prof. Hoffmann zur Überschätzung der Gefahr von Desinformation
*Artikel größtenteils mit Perplexity.ai auf der Basis der Audio-Transkription automatisch erstellt – mit kleineren, manuellen Ergänzungen