Zu Gast beim CLC Inspire & Network No6 von Oliver Ewinger, Gina Bornemann und Sebastian Zwingmann war Karlheinz Pape. Er berichtete über seine Erfahrungen aus 40 Jahren bei der Siemens AG und 17 Jahren bei der Corporate Learning Community (CLC).
Karlheinz blickte zurück, doch seine Sätze zielten nach vorn. Hier meine Lessons Learned aus seinem Erfahrungsbericht:
Hierarchie verhindert Lernen – Vertrauen fördert es
Sein Einstieg bei Siemens war stark hierarchisch geprägt. Erst durch selbstbestimmte Weiterbildung (heimliche Abendschule) wurde Entwicklung möglich.
→ Lesson Learned: Lernräume brauchen Autonomie, nicht Kontrolle.
Lernen braucht echte Relevanz, keine Formalitäten
Karlheinz beschreibt, wie viele Seminare 70 % unnütze Inhalte enthalten.
→ Lesson Learned: Weiterbildung muss an individuellen Bedarfen ansetzen – „just in time“, nicht „just in case“.
Verantwortung statt Steuerung in der Community
Die Corporate Learning Community lebt vom Prinzip „machen, nicht fragen – aber informieren“.
→ Lesson Learned: Selbstverantwortung und geteilte Initiative schaffen Engagement, wo Kontrolle Kreativität hemmt.
Peer Learning als Standard, nicht als Ausnahme
Frühe Ausbildungserfahrungen zeigten: gemeinsames Erarbeiten statt Arbeitsblattlernen führt zu besseren Ergebnissen.
→ Lesson Learned: Peer Learning, Projektlernen und kollaboratives Problemlösen sind effektiver als lineare Instruktion.
Diversität steigert Lernqualität
Öffnung der Community (bis dahin war die Community vor allem im Bereich von Metall-Unternehmen aktiv) für andere Branchen brachte neue Ideen.
→ Lesson Learned: Cross-Sektoraler Austausch ist kein Risiko, sondern ein Innovationsmotor.
Formate wie Barcamps und MOOCs funktionieren, wenn Offenheit ernst gemeint ist
Die MOOCs der Corporate Learning Community folgten dem Konnektivismus: Wissen ist verteiltes Netzwerk – die Community kuratiert, nicht der Experte.
→ Lesson Learned: Gute Formate fokussieren auf Verbindung statt nur auf Inhalte.
Infrastruktur muss Offenheit ermöglichen, nicht begrenzen
Die bewusste Abkehr von geschlossenen Lernplattformen zeigt: Lernökosysteme müssen im offenen Netz gedeihen können.
→ Lesson Learned: Lernräume im Internet brauchen keine Zugangshürden, sondern Anschlussfähigkeit
Organisieren als Lerngelegenheit
Die Organisation von Events der Corporate Learning Community (z. B. Barcamps, MOOCs) wird von vielen Mitgliedern als Lernchance für alle Beteiligten begriffen.
→ Lesson Learned: Wer Verantwortung übernimmt, lernt mehr als in jedem Training
Nachhaltigkeit durch geteilte Ownership
Die Gründung einer gemeinnützigen UG war notwendig, um die Community rechtlich abzusichern – aber ohne Hierarchie einzuführen.
→ Lesson Learned: Strukturen sollen ermöglichen und einen Rahmen setzen, nicht dominieren.
Fehlerfreundlichkeit & Reflexion als Prinzipien
Erfahrungen wie „zu gute Ergebnisse führen zur Budgetkürzung“ zeigen: Lernkultur braucht Schutzräume vor ökonomischer Kurzsichtigkeit.
→ Lesson Learned: Reflexionsräume schaffen, in denen Lernen als Wert statt als Kostenfaktor gilt.

Der Bericht von Karlheinz Pape war ein eindrucksvolles Zeugnis für den Wandel von Lernen in Organisationen – vom hierarchisch gesteuerten Ausbildungsbetrieb hin zur selbstorganisierten, gemeinschaftlich getragenen Lernkultur. Ausgehend von eigenen Erfahrungen bei Siemens zeigt Karlheinz, wie traditionelle Bildungssysteme Lernmotivation unterdrücken können und wie wirkungsvolles Lernen stattdessen durch Vertrauen, Verantwortung und gemeinsames Gestalten entsteht.
Sein Weg von der Lehrwerkstatt bis zur Gründung der Corporate Learning Community macht deutlich: Lernen gelingt am besten dort, wo Menschen auf Augenhöhe zusammenkommen, ihre Erfahrungen teilen und gemeinsam Neues entwickeln. Ob Barcamps, MOOCs oder selbstorganisierte Onboarding-Projekte – die Formate der Corporate Learning Community stehen für eine lernende Praxis, die offen, vielfältig und netzwerkbasiert ist.
Das zentrale Prinzip dabei: Machen, nicht fragen – aber informieren. Es ist eine Einladung, Lernprozesse nicht nur zu planen, sondern zu ermöglichen. Und eine Erinnerung daran, dass echte Lernräume immer auch Gestaltungsräume sind – für Menschen, die etwas bewegen wollen.