“Domain of One’s Own” für alle Learning Professionals?

Wir sind inzwischen alle auch zu Bewohnern dieses “Neulands” Internet geworden. Die meisten von uns sind dort als Mieter unterwegs und posten bei anderen Eigentümern. Wer im Internet eine Domain besitzt, dem gehört quasi ein Grundstück in diesem “Neuland”. Jeder Besitzer entscheidet selbst, wen er aufs Grundstück oder in eines der darauf erstellten Gebäude läßt, und zu welchen Bedingungen. Facebook, Google, LinkedIn, XING sind z.B. solche Grund-Besitzer, die uns einladen, uns bei ihnen zu treffen und unsere Beiträge dort zu hinterlassen.

Es ist auch nicht verkehrt, diesen Einladungen zu folgen. Nur, wie bei einer richtigen Party, bleiben die Mitbringsel (Beiträge) als Geschenke beim Gastgeber. Der läßt uns zwar auch später noch danach suchen. Das wird aber immer schwieriger, um so länger das her ist. Und Beiträge von anderen findet man manchmal überhaupt nicht, weil der Algorithmus uns die als “nicht relevant” gar nicht erst anzeigt. Wenn der Gastgeber dann irgendwann seinen Festsaal für die Öffentlichkeit sperrt, haben wir gar keinen Zugriff mehr auf unsere Beiträge. Google+ war so ein Beispiel.

Vom Mieter zum Besitzer werden

Das Internet ist glücklicherweise unendlich groß. Grundstücke sind nicht knapp, und damit auch nicht teuer. Mit einer eigenen Domain wirst Du Grundstückbesitzer im Internet. Das kostet nur eine jährliche Registrierungsgebühr von wenigen Euro dafür, dass jemand Deine Adresse allen anderen Rechnern bekannt macht, die danach suchen.

Das eigene Grundstück bebauen

Auf diesem eigenen Domain-Grundstück kannst Du installieren, was Du magst. Bauvorschriften gibt es noch kaum. Fürs Bebauen benötigst Du Serverkapazität und Speicherplatz, den Du Dir bei Providern für wenig Geld mieten kannst. Dann entscheidest Du, was für Systeme auf Deinem Grundstück stehen sollen. Zum Beispiel ein Content Management System wie WordPress. Oder ein eigenes Office-System. Oder ein eigenes Mail-System, … Das klingt vielleicht ein wenig kompliziert, ist es aber nicht wirklich, wenn man es einmal vestanden hat. Auch reale Hauseigentümer müssen sich um die Wartung ihres Hauses kümmern. Wenn sie das nicht selber machen wollen, engagieren sie dafür einen Hausmeister. Den gibt es auch für Deine Internet-Gebäude. Und auch hier gilt: Klein anfangen, vielleicht erstmal nur das WordPress-Haus hinstellen und Erfahrung damit sammeln.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Domain-Besitzer gestalten das Internet mit

In einer Stadt prägen die Eigentümer das Straßenbild viel mehr als alle Mieter zusammen. Mit dem, was Du auf Deinem Grundstück öffentlich machst, prägst Du das Internet entscheidend mit. Du entscheidest, welcher Teil öffentlich sichtbar wird, und welcher Teil Dein Privat-Bereich bleiben soll. Also, welche Informationen Du teilen willst, und ob Du Kommentare und Beiträge von anderen zuläßt. Aber Du bist jetzt der Eigentümer mit Entscheidungs-Hoheit über alles was auf Deinem Grundstück geschehen darf. Noch wichtiger: Dir gehören Deine eigenen Beiträge, die Du hier speicherst!

Was hat das mit Lernen zu tun?

Schon immer haben wir uns beim Lernen Notizen gemacht. Früher nur für uns selbst. Heute wird es immer üblicher, diese Notizen mit anderen zu teilen, was ja einfach wird, wenn man die Notizen digital erstellt. Wenn viele ihre Gedanken teilen, dann erreichen mich ja auch viele Anregungen. Meine Entwicklung geht schneller, siehe auch diesen Blogpost dazu.

“Wenn ich mir ein neues Thema erarbeiten will, dann schreibe ich einen Blogpost dazu.” So höre ich es schon von etlichen. Dieses öffentliche Schreiben zwingt mich, meine Aussagen sicher zu überprüfen. Schließlich will ich mich ja nicht blamieren. Damit brauche ich dreimal so viel Zeit für den Blogpost, als wenn ich es mir nur für mich irgendwo hinschreibe. Dieses Mehr an Beschäftigungszeit mit dem Thema ist Lernzeit. Und wenn ich den Post dann veröffentliche, dann gebe ich anderen die Chance ebenfalls davon zu profitieren – und mir die Chance Rückmeldungen zu erhalten, die mich im Thema weiterbringen.

Meine Beiträge können Textbeiträge sein, Videos, Podcasts oder Slides. Ich kann auf Quellen verlinken. Und ich kann es in meiner Domain wiederfinden – auch nach Jahren. Und wenn ich es freigegeben habe, dann können auch andere danach suchen und es nutzen.

Nebeneffekt: Internet-Citizen werden

Die oben beschriebenen Vorteile reichen eigentlich schon aus, um Domain-Eigner zu werden. Die Beschäftigung mit der eigenen Domain, und dem was man darauf machen will, führt ganz automatisch zu einem tieferem Verständnis der Spielregeln und Bedingungen im virtuellen “Neuland” Internet. Und dieses “Betriebssystem unserer Gesellschaft” richtig zu verstehen, ist gerade für uns Learning Professionals eine wesentliche Voraussetzung für alle unsere künftigen Gestaltungsaufgaben. Nur wenn man uns als gestaltende Bewohner des Internets akzeptiert, dann können wir andere überzeugen, im und mit dem Internet zu lernen.

Jedem Corporate Learning Professional seine eigene Domain

Das scheint mir sinnvoll. Zumal die Idee “Domain of One’s Own” (DoOO) in einigen amerikanischen Universitäten sogar jedem Studenten angeboten wird, um ihr lebenslanges Lernen damit zu intensivieren. Infos zum Projekt „Domains of One’s Own“ gibt es in diesem Blogpost.

Kann die Corporate Learning Community da unterstützen?

Das sollten wir prüfen. Der Zugang zur eigenen Domain sollte ganz leicht sein. Wir brauchen

  • Einen Anbieter, bei dem Domain und Webspace günstig zu erwerben ist
  • Eine Anleitung für die Einrichtung von Domain und Webspace
  • Ein Community-Team, dass bei der Einrichtung andere Community-Mitglieder unterstützt
  • Ein Community-Team, dass Events für den Erfahrungsaustausch in der Anfangsphase organisiert

Wenn Du als Anwender mitmachen willst, oder Dich als Unterstützer einbringen kannst, melde Dich bei uns – hier in den Kommentaren oder auf unseren Plattformen. Du kannst auch am 14.4.2021 um 10.00 Uhr zur Session dazu bei den Corporate Learning Days mitmachen.